Mobile Hygiene-/FGM-Aufklärung
Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) und allgemeine Gesundheitsaufklärung
Ihnen ist das Thema „weibliche Genitalverstümmelung“ nicht gleichgültig? Uns auch nicht!
Viele Afar praktizieren aufgrund ihrer abgeschiedenen Lebensweise noch immer sehr alte, menschenverachtende Traditionen, wie z.B. die weibliche Genitalverstümmlung (FGM), aber auch andere gesundheitsschädliche Praktiken (Aderlass, Wassertrinkverbot beim Geburtsvorgang oder bei schweren Erkrankungen).
Traditionellerweise wird die Position der Frau in dieser patriarchalisch strukturierten Gesellschaft noch immer als sehr niedrig und minderwertig gesehen und daher auf die Arbeitskraft und die Fortpflanzung reduziert. Der daraus resultierende schlechte gesundheitliche und psychosoziale Zustand der Frauen führt zu einer extrem hohen Sterblichkeitsrate besonders in jungen Jahren.
Übergeordnetes Ziel dieses gender-orientierten Projektes war daher Armutsbekämpfung durch „empowerment of women“, also eine Verbesserung der oben beschriebenen Situation zu erreichen und die gesellschaftliche Stellung der Afar-Frauen nachhaltig zu stärken.
Im Zuge des Projekts wurden 25 Frauen zu Sozialarbeiterinnen, die sich vor allem um die Belange von Frauen und Kindern kümmern, ausgebildet.
Nach einer 6-monatigen Ausbildungsphase wurden sie zu ihren nomadisch lebenden Clans zurückgebracht und betreuten diese entsprechend ihren Aufgaben. Ein kontinuierlich stattfindendes Motivations- und Aufklärungsprogramm sollte die Basis für eine breite Akzeptanz und Mitarbeit innerhalb der Bevölkerung schaffen.
Noch sind wir nicht am Ziel
Es wurden bedeutende Teilerfolge erzielt: Allein von Oktober bis Dezember 2013 erhielten
- 2.127 Frauen Hilfe und Rat bei der Behandlung von Fieber und Durchfall und 449 Frauen Hilfe bei der Malariavorsorge
- 238 Frauen Hilfe vor, bei und nach der Geburt eines Kindes
- 1.060 Frauen Empfehlungen zu gesunder Ernährung
- 530 Frauen Hilfe und Rat zur HIV-Prävention
- 455 Frauen Rat und Unterstützung zur Verhinderung schädlicher Praktiken (wie Genitalverstümmelung)
Besonders beeindruckend sind die Leistungen der 25 Frauen im Bereich der Aufklärung. Innerhalb von zwei Jahren wurde mit über 100 religiösen Führern über Genitalverstümmelung und andere gesundheitsschädliche Praktiken diskutiert, in 26 Workshops wurde dieses Problem mit ca. 3000 Menschen besprochen (wobei die Anwesenden mittels drastischer Filme über die Grausamkeit und über die gesundheitlichen Folgen von FGM informiert wurden), es wurden 120 Frauen, die die Beschneidung praktizierten, davon überzeugt, diese „Operation“ nicht mehr durchzuführen, 65 Jugendführern wurde die Brutalität dieses grausamen Eingriffes deutlich gemacht, in Einzelgesprächen wurde mit mindestens 15.000 Frauen über dieses Thema gesprochen. Die Frauen leisteten ausgezeichnete Arbeit und erhielten jedes Jahr eine 45-tägige Fortbildung.
Wir machen weiter!
Bedauerlicherweise ist die unmenschliche Praxis der Genitalverstümmelung in der Afar-Region noch nicht vollständig ausgerottet. Häufig wird jetzt die „Sunna“-Form der Genitalbeschneidung, die weniger drastisch ist, vollzogen. Das Problembewusstsein ist deutlich gestiegen und die grausamste und gesundheitsschädlichste Form der Genitalverstümmelung, die Infibulation, wird kaum noch vorgenommen.
Leider mussten wir das Aufklärungsprojekt Ende 2014 auslaufen lassen, da die Finanzierung nicht mehr sichergestellt werden konnte. Wir sind überzeugt, bereits große Fortschritte erzielt zu haben und zuversichtlich, dass diese furchtbare Verletzung und Erniedrigung von nun an unzähligen Mädchen erspart bleiben wird!
Da uns das Thema natürlich weiterhin am Herzen liegt und (leider) noch immer von brennender Aktualität ist, werden wir uns in Zukunft im Rahmen unserer Gesundheits- und Bildungsprojekte mit aller Kraft gegen die weibliche Genitalverstümmelung einsetzen!
Dieses Projekt wurde u.a. unterstützt von:
Projektbeginn: 2006
Projektdauer: bis Ende 2014
Anzahl der Begünstigten: die gesamte Bevölkerung der Bezirke Uwwa und Awra (ca. 80 000 Menschen)
Lokale Partnerorganisationen: APDA (Afar Pastoralist Development Association) Projektziele: Abschaffung der weiblichen Genitalienverstümmlung (FGM) und anderer gesundheitsschädlicher Praktiken, Besserstellung der Frau in der Gesellschaft, Verbesserung des Gesundheitsstatus in der Familie durch Hygieneaufklärung