5 Jahre im überfüllten Lager – Die Rohingya-Krise

Am 25. August jährte sich die Vertreibung der Rohingya aus ihrer Heimat Myanmar bereits zum fünften Mal. SONNE-International hilft den vertriebenen Familien seit Anfang dieser humanitären Krise.

1800 Nächte ohne Heimat

Im Sommer 2017 mussten mehr als 700.000 Menschen vor der Militärgewalt aus Myanmar flüchten. Viele verloren ihr Leben, ihre Kinder oder ihre Liebsten sowie jegliche Zukunftsperspektive. Nun, fünf Jahre nach diesen schrecklichen Vorfällen, leben diese Menschen immer noch in überfüllten Flüchtlingslagern in Kutupalong im Südosten von Bangladesch.

ORF-Orientierung berichtete über das unvorstellbare Leid, das über eine Million aus ihrer Heimat vertriebene Rohingya zwischen August und Dezember 2017 erfahren mussten

„Ich kann mich noch genau erinnern. Plötzlich war in unserem Dorf ein großer Lärm. Überall ganz viele Soldaten und fremde Leute, die laut geschrien haben. Ich hatte große Angst und wollte mich verstecken. Dann weiß ich nichts mehr.“ 

Rina, heimatlose Rohingya, 6 Jahre alt

Schnelles Handeln war gefragt

SONNE-International betreibt seit nunmehr 20 Jahren Hilfsprojekte in Bangladesch, einem der ärmsten Länder der Welt. Seit fünf Jahren auch nahe der Region Cox’s Bazar, wohin es unzählige Familien der Volksgruppe der Rohingya nach der brutalen Vertreibung durch das burmesische Militär verschlagen hat.

SONNE-Obmann Erfried Malle war im Sommer 2017 vor Ort und musste die Ereignisse mit eigenen Augen mitverfolgen. Sofort war ihm klar, hier muss SONNE helfen – auch wenn es sich nicht um ein „klassisches“ SONNE-Hilfsprojekt im Bildungsbereich handelt. Diese armen Menschen dürfen nicht ihrem Schicksal überlassen werden.

Erfried Malle war zu Beginn der Krise vor Ort und wusste sofort – er muss helfen!

Schnelle Hilfe im und rund ums Camp

In Windeseile wurde gemeinsam mit dem engagierten Team  in Bangladesch ein Projekt aus dem Boden gestampft. Eine Krankenstation wurde eröffnet, um den vertriebenen Familien dringend benötigte medizinische Hilfe zur Verfügung zu stellen.

Seit damals ist SONNE-International im größten Flüchtlingslager der Welt aktiv. Auch in den Regionen rund um das Lager helfen wir den einheimischen Communities mit mobilen Gesundheitscamps, denn als Entwicklungsland hatte Bangladesch von vornherein wenig Ressourcen, um Gesundheitsdienstleistungen für seine eigene Bevölkerung zu erbringen – und der Zustrom von Rohingya-Flüchtlingen hat auch deren Situation dramatisch verschlimmert. 

Bilder aus dem Flüchtlingslager

Die SONNE bleibt

Wie vor fünf Jahren haben die armen Familien im Camp heute immer noch keine Zukunftsperspektive. Sie sitzen weiterhin im überfüllten Flüchtlingslager fest, können keinen Beruf ausüben und die Kinder dürfen keine Schulen besuchen. Eine verlorene Generation wächst hier heran. Darüber hinaus blieben diese gepeinigten Menschen in den letzten drei Jahren auch von weiteren Katastrophen wie Fluten, Bränden im Camp und COVID nicht verschont.

Deshalb haben wir vor zwei Jahren mit unserer Aufklärungskampagne „1000 Nächte ohne Heimat“ versucht, das Schicksal der Rohingya nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch in Österreich weitere Unterstützung für die vertrieben Familien zu erhalten. Wir haben die Betroffenen vor Ort besucht und nach ihren Geschichten gefragt. Erzählt wurden diese Geschichten von bekannten Stimmen wie Dirk Stermann, Angelika Niedetzky und Cornelius Obonya.

Erst Corona, dann die Flut, danach der Großbrand – die heimatlosen Familien kamen nicht zur Ruhe.

Vom Zelt zur Krankenstation

Zu Beginn unseres Engagements betrieb das Team von SONNE Bangladesch gemeinsam mit hoch qualifiziertem und erfahrenem medizinischen Personal  zwei Zelte im Rohingya-Lager als Krankenstationen. Später wurden daraus befestigte Einrichtungen mitten im Camp.

Neben dem Gesundheitszentrum haben wir anschließend noch vier mobile Stationen an verschiedenen Orten in der Gastgemeinde rund um das Flüchtlingslager eingerichtet, um auch der einheimischen Bevölkerung kostenlos Zugang zu medizinischer Versorgung zur Verfügung stellen zu können. 

Erfried Malles Monitoringreise ins Rohingya-Camp im Oktober 2021. Besichtigung der Krankenstationen, Besuche bei den Bewohners des Camps und Verteilung von Hilfsgütern.

„Alles passierte direkt vor meinen Augen. Zuerst hörte ich Schüsse, dann sah ich den Rauch aufsteigen. Ich hatte große Angst. Ich wusste ja nicht, was passiert war. Kurze Zeit später kamen die ersten Rohingya über die Grenze zu uns.“

Shalina A., 35, lebt an der Grenze zu Myanmar

Über 200.000 Menschen konnte bereits geholfen werden

In den letzten drei Jahren haben wir insgesamt 207.535 Menschen mit einem breiten Spektrum an Gesundheitsdienstleistungen versorgt.

Trotz der in diesem Zeitraum ausgebrochenen Corona-Pandemie konnte sich unser Team – neben den erforderlichen COVID-Maßnahmen – auf die geplanten Vorhaben konzentrieren. So wurden zusätzlich zu medizinischer Notversorgung auch  Entwurmungsdienste eingerichtet, Aufklärungs- und Sensibilisierungsprogramme abgehalten, Familienplanungsprodukte verteilt sowie Unterstützung für schwangere Mütter und Neugeborene geleistet. In schweren Fällen wurde den Patient:innen die Überweisung in Krankenhäuser für weiterführende Behandlungen ermöglicht. 

Erfried Malle führt durch unsere mobile Krankenstation in der Host Community.

Aufklärung und langfristige Ziele

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Tätigkeit war und ist die Durchführung präventiver Bewusstseinskampagnen. Damit wollen wir den Menschen Wissen über einen gesunden Lebensstil vermitteln. Hier werden Themen wie sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen, gesunde Ernährung und COVID-19-Prävention behandelt.

Unkontrolliertes Bevölkerungswachstum ist eines der Hauptprobleme sowohl der Rohingya als auch der indigenen Bevölkerung. Geburtenkontrolle ist der Schlüssel, um ein gesundes Leben in einer Ressourcenkrise zu erhalten. Es ist dringend notwendig, die Familienplanung zu fördern und den Einsatz von Verhütungsmitteln zu erhöhen. Deshalb werden auch Themen wie Familienplanung und Kinderehen in diesen Aufklärungsgesprächen behandelt. 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung – Erfried Malle berichtet aus der Krankenstation im Rohingya-Flüchtlingslager.

Perspektive auf ein Leben in Würde

Neben diesen humanitären Hilfsmaßnahmen versuchen wir, gemeinsam mit anderen NGOs Antworten auf viele schwierige Fragen betreffend der Zukunft der Rohingya zu finden. So hat SONNE-Bangladesch Country Manager Mamun kürzlich an einer Konferenz zum Thema Rohingyahilfe teilgenommen.

Wir hoffen sehr, dass bald eine zukunftsfähige und dauerhafte Lösung gefunden wird. Nur so können diese Familien wieder eine langfristige Perspektive auf ein Leben in Würde entwickeln. Bis dahin werden wir ihnen zur Seite stehen. 

Weitere Informationen zur Geschichte der Rohingya finden Sie auf unserer YouTube Playlist „1000 Nächte ohne Heimat“ sowie in diesem spannenden Presse-Artikel.

SONNE Country Manager Mamun bei der Rohingya-Konferenz im Sommer 2022

„Ich möchte nur zurück nach Hause. Im Lager leben zu viele Menschen und es ist so schmutzig hier. Ich wünsche mir mein Leben im Dorf zurück, aber ich glaube nicht, dass es dieses Dorf überhaupt noch gibt …“

Rina, 9 Jahre alt, seit 5 Jahren ohne Heimat

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