Mein Name ist Iris, komme aus der Schweiz und bin 56 Jahre alt. Ich bin verheiratet und habe zwei erwachsene Töchter. Zurzeit arbeite ich als Freiwillige bei SONNE in Yangon. Wie es dazu kommt? Rückblende: 2012 bereisten mein Mann und ich dieses wunderbare, aber auch sehr arme Land. Unsere Reiseleiterin war Frau San San Hla, die Repräsentantin von SONNE-International. Es ist uns damals aufgefallen, dass sie fast allen Verkäufern von Souvenirs etwas abkaufte. Sie sagte immer, dass seien ganz arme Menschen und deshalb kaufe sie Sachen, auch wenn sie sie nicht brauche. Gute Taten, gute Resultate, hat sie immer gesagt.
Als San San dann 2014 in Österreich bei ihrer Schwester war, haben wir sie zu uns in die Schweiz eingeladen. Sie hat uns da mehr über Arbeit bei SONNE erzählt. Darauf hat mein Mann eine Patenschaft für ein Kind übernommen. Wir haben den Kontakt mit San San immer aufrechterhalten. Sie ist so eine feine Person mit einem großen Herzen für notleidende Menschen. Als es mir 2015 psychisch sehr schlecht ging, meinte San San ganz spontan, komm doch zu uns nach Myanmar und arbeite für SONNE, das und meine Familie werde dir helfen, wieder gesund zu werden. Zu dem Zeitpunkt, nach zweimonatigem Aufenthalt in einer Klinik, konnte ich mir nicht vorstellen für längere Zeig nach Myanmar zu gehen. Aber im Hinterkopf war die Idee ständig da.
Als nun mein Mann kurzfristig im August dieses Jahres die Idee hatte, Myanmar nochmals zu bereisen, fand ich das eine gute Idee. Ich überlegte kurz und besprach mich mit meinem Mann und dann mit San San über einen möglichen Einsatz bei SONNE. Also gesagt, getan. Am 2. Oktober reisten wir nach Myanmar und mein Mann flog am 13. Oktober allein zurück in die Schweiz.
Seitdem bin ich jeden Nachmittag in einer der Schulen und bastle mit den Kindern diverse Sachen. Als mein Mann am 13. Oktober frühmorgens abreiste, blieb ich allein im Hotel Kandawgi Palace zurück. Um die Mittagszeit wurde ich von San San und ihrem Onkel abgeholt. Wir fuhren zu ihrem Haus und deponierten mein Gepäck mit den Spendengaben meiner Freunde und Familie.
Sogleich ging es los. San San führte mich mit einem Sozialarbeiter von SONNE in den Slum von South Dagon. Das Elternhaus eines Schülers einer SONNE-Schule war am Zusammenfallen, es hätte den nächsten Sturm nicht überlebt. Die Familie erhielt Unterstützung beim Bau einer neuen Hütte. Kürzlich war ich wieder da und konnte das neue Haus sehen. Die Familie ist unendlich glücklich und dankbar.
Dann war auch schon Wochenende. Samstags war ich mit Auspacken und Ordnen meiner vielen mitgebrachten Materialien zum Basteln in der Schule, sowie der Medikamente beschäftigt. Sonntags war ein Besuch im Stadtzentrum angesagt und abends die Planung der Aktivitäten der kommenden Woche. Als erstes war ein Besuch im Office angesagt, um zu besprechen, wie meine Arbeit hier aussehen könnte. Dann starteten wir mit dem Flechten von Lederbändern, welche ich auch als Spende erhalten habe. Die Kinder waren sehr aufgeregt, neugierig und haben toll mitgemacht.
Weiter ging es mit dem Herstellen von Hüten aus Zeitungen für alle Kinder. Dies hat uns allen sehr viel Spaß bereitet.
Einen Teil meines in der Schweiz gesammelten Geldes setzte ich für einen Ausflug mit allen Schülern ein. Wir besuchten zuerst Happyland und gingen dann in den Zoo, wo wir auch etwas aßen. Später besuchten wir die Shwedagon Pagoda, die wichtigste Pagoda in Yangon. Singend und lachend fuhren die Kinder mit dem Bus zurück. Das war echt eine tolle Sache.
In der Zwischenzeit ist es schon drei Wochen später. An den Wochenenden war es mir manchmal langweilig, da ich nicht wusste, wohin man gehen kann oder was man unternehmen kann. Auch gab es diverse Feiertage noch dazu. Das erste Wochenende ging noch. Da bastelte ich jeweils den ganzen Tag, da ich ja von alle meinen Ideen einen Prototyen brauchte. Dann gab mir Sabine vom Office zum Glück zwei A4-Seiten mit Tipps und Ideen. Seitdem bin ich am Wochenende immer unterwegs. Ich brauch das einfach, diese Abwechslung zur Schule. Auch mal etwas europäisches Essen oder ein gutes Brot kaufen oder mich mit anderen Leuten zu unterhalten. Zudem ist es im Quartier, wo ich wohne, nicht einfach sich zu unterhalten. Die Wenigsten verstehen englisch.
In den beiden Schulen haben wir einiges gebastelt. Wir stellten ca. 150 Weihnachtskarten aus Zeitungen in burmesischer Schrift her.
Dann ging es mir eine Zeit lang gesundheitlich nicht gut. Ich hatte ständig leichtes Fieber und Kopfschmerzen, und es war mir generell nicht wohl. Also beschlossen wir in die SOS-Klinik zu fahren. Eine junge sympathische Ärztin, die gut Englisch sprach, stellte fest, dass ich durch mein übermäßiges Schwitzen alle Mineralien verloren hatte. Sie empfahl mir isotonische Getränke und Fruchtsäfte mit Salz. Dann ging‘s wieder bergan.
Zurück in die Schule – an manchen Nachmittagen malen wir einfach, z.B. Mandalas. Auch halten wir einfach Spiel- und Tanznachmittage ab. Tanzen zu lauter Musik, das mögen die Kinder sehr gerne.
SONNE hat Stofftaschen mit ihrem Logo drauf herstellen lassen. Die Idee war nun, mehr daraus zu machen. Da auf Stoff malen nicht so einfach ist, habe ich beschlossen, dass wir Handabdrücke in den SONNE-Farben machen. Da konnten jetzt vor allem die jüngeren Kinder mithelfen. Sie waren total begeistert.
Mittlerweile ist es fast Mitte November. Am 11.11. fliege ich nach Thailand, da ich ein neues Visum für Myanmar brauche. Ich bin ganz froh darüber, weil es in Myanmar zwischen den beiden Lichterfesten, was einen Monat dauert, überall sehr laut ist. Angekommen in Chiang Mai fühle ich mich in einer anderen Welt. Gute Straßen, ich kann am Abend zu Fuß flanieren, überall nette Cafés und Restaurants. Luxus pur für mich. Da ich Bekannte vor Ort habe, ist es besonders kurzweilig, weil sie mich herumführen und ich so viel zu sehen bekomme. Am 16.11. geht‘s zurück nach Yangon.
Zurück in Yangon hatte ich einen Termin bei der Schweizer Botschaft, wo ich auch SONNE vorstellen konnte. Die Schweiz hat aber einen langfristigen Plan hier in Myanmar und der ist nicht in der Grundausbildung angesiedelt. Aber trotzdem guter Austausch. Am nächsten Tag Treffen vor Ort mit dem Partner eines privaten Hilfswerkes aus der Schweiz. An diesem Sonntag, 19.11., ist ein Fest in einem der Schulen, wo alle Kinder sich treffen zu Gesang und Spielen. Montag, 20.11. war SONNE mit 25 Kindern und Betreuern zum UNICEF Children‘s Day eingeladen. Ich hatte angenommen, hier eventuell Leute zu treffen, um etwas zu bewegen, aber es war einfach eine nette Veranstaltung für die Kinder.
Ich muss sagen, ich liebe diese Kinder wirklich sehr. Sind überaus freundlich und liebenswürdig. Auch sind sie sehr begeisterungsfähig, allerdings haben sie oft nicht viel Ausdauer. Die meisten wollen alles nur schnell machen anstatt gut. Tja, da habe ich dann auch wieder meine Mühe damit. Eigentlich sollen die Kinder basteln und nicht die Lehrer für die Kinder. Also nochmals ran – Einstellung anpassen – noch besser vorzeigen – deutlich sagen, wie ich es will – motivieren. Es hat sich gebessert. Bei diesem Beitrag heute hört sich manches nicht so toll an. Ich halte aber nichts davon, nur die Sonnenseiten zu zeigen und alles zu beschönigen, denn das ist nicht die Realität. Zum Schluss aber noch was Tolles. Manchmal gibt es Spezialeinlagen der Schüler, da vergisst man alles andere wieder.
In der Zwischenzeit geht‘s top. Ich habe sogar meinen Rückflug vom 2. auf den 16.1. verschoben. Da ist einfach noch so viel, das ich mit den Kindern machen möchte. In einer der Schulen stellten wir 50 Osterkarten her. Das hat ihnen gefallen und mir auch. Wir haben zwischendurch den Ententanz gemacht und viel gelacht. Dieses Mal basteln wir nicht für SONNE, sondern für die Kinder. Zusammen mit den Großen stellen wir für jedes Kind einen Wurfball her. Na ja, die meisten Bälle haben die Lehrerinnen und ich gemacht, aber das ist ein Detail. Die Kinder freuen sich, das ist die Hauptsache. Am nächsten Tag beginnen wir Steine zu bemalen um Marienkäfer zu machen. Die kleinen Kinder malen die Steine rot an. Die großen Kinder machen die schwarzen Teile sowie die Augen und den Mund. Auch produzieren wir momentan Deko für die Schulen. Als erstes stellen wir Blumengesichter aus Bierdeckeln her, gefolgt von Sonnen und Männchen zum Aufhängen.
29.11. heute war ein trauriger Nachmittag. In einer der Schulen haben wir entdeckt, dass eine Schülerin wieder von ihrer Stiefmutter geschlagen worden war und ein Loch im Kopf hatte. Ferner hatte sie Bisswunden an beiden Ohren und im Gesicht. Die Beine waren übersät mit Brandwunden von Zigaretten, welche ihr der eigene Vater zugefügt hatte. Da wird einem übel. Zusammen mit einer Lehrerin gingen wir zum Office. Sabine hat angeordnet, dass sie in die Klinik gehen sollen und dass das Kind zur Tante kommt, mit guter Überwachung durch die SONNE-Sozialarbeiter.
Ich muss gestehen, zwischendurch war ich nicht immer überzeugt, was das alles bringt, was SONNE macht – manchmal wirkt es wie ein Kampf gegen Windmühlen. Aber dieses schnelle, konkrete Handeln hat mich restlos überzeugt.
SONNE, IHR SEID SPITZE! Ich werde alles tun, was ich kann, um euch zu unterstützen.