Armins Blog aus Indien
Mit viel Enthusiasmus und neuen Ideen im Gepäck – aber dieses Mal ohne Begleitung von InteressentInnen- machte ich mich nach Indien zu unseren Projekten auf. Viele spannende Aufgaben, wie zum Beispiel Projektevaluierungen, Monitoring, Abrechnungen, Ausarbeitung von Neuanträgen/Konzepten, Einstellungsgespräche, Fotoshooting für unsere neue Kampagne, Workshop für unsere lokalen Partner etc. habe ich auf meiner ambitionierten To-do-Liste.
Ganz nach dem Motto ,,Bilder sagen mehr als 1000 Worte” werde ich dieses Mal, um euch einen kleinen Einblick geben zu können, mehr Bilder sprechen lassen als darüber zu schreiben. Eines kann ich euch im Vorfeld schon verraten: Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine heiße Angelegenheit…..
……nach meiner 26 stündigen, aber reibungslosen Anreise (1x Straßenbahn; 1x U-Bahn; 1x S-Bahn; 3 Flüge und eine Tuk Tuk-Fahrt) war ein traditionelles Abendessen genau das Richtige, um Energie zu tanken. Und bei jeder Mahlzeit ist ein ,,Hot lemon ginger honey” mein altbewährtes Pflichtgetränk, obwohl es für diese Jahreszeit überdurchschnittlich heiß war. Die Straßen waren fast menschenleer und jeder Schattenplatz war dichtbesiedelt und stark umkämpft. Normalerweise tummeln sich in Bodhgaya, vor allem vor dem großen Tempel, viele Pilger und Touristen, aber nicht dieses Mal. Auch okay, so hat sich die Stadt von einer entschleunigten Seite präsentiert, was mir eigentlich gut gefallen hat.
Die Finanzberichterstattung unserer indischen Partner ist zum Glück sehr penibel, jedoch lasse ich es mir nicht nehmen, selbst noch einmal die Mittelverwendung durchzuackern. So bekomme ich auch ein immer besseres Gefühl für die Preisentwicklung vor Ort.
Wie ihr wahrscheinlich schon mitbekommen habt, haben wir in dem entlegenen Dorf Basadhi Village eine neue Schule errichtet. Diese kreative Schule ist die erste und weit und breit auch die einzige in der Gegend. Nun stehen wir vor der Herausforderung, diese Schule auch langfristig betreiben zu können, um den Kindern hier endlich einen Schulzugang zu ermöglichen. Deshalb haben wir mit der SCHULbelebungKampagne begonnen. Um Bilder für diese Kampagne zu machen, habe ich meine verstaubt Kamera reaktiviert und selbst den Auslöser betätigt. Hier ein paar Bilder meines SHOOTINGS:
Das Shooting in Basadhi Village machte nicht nur mir, sondern auch den Kindern richtig Spaß. Es ist einfach toll, mit diesen Kindern zu arbeiten. Leider kann ich euch nur Fotos zeigen und darüber schreiben, aber ich denke mir oft, daß es schön wäre, solche Momente mit euch vor Ort teilen zu können. Täglich kommen neue Kinder und LehrerInnen, um sich für die neue Schule zu bewerben. Leider können wir bis jetzt nur 16 Kindern und zwei Lehrerinnen den Schulzugang langfristig ermöglichen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an diese PatInnen in Österreich. Ich hoffe sehr, daß wir bis Herbst ausreichend neue Patenschaften gefunden haben, um endlich 120 Kinder langfristig aufnehmen zu können.
Kurze Werbeeinschaltung an dieser Stelle – wenn man schon sonst fast nix für Werbung ausgibt: Schon mit 30 EURO monatlich könnt IHR als BankerlPate drei Kindern in Basadhi den Schulbesuch ermöglichen. Toll, oder?
Den Sonntag, meinen einzigen freien Tag, verbrachte ich mit meinem Freund Virendra. Virendra ist Englischlehrer an einer Privatschule in Bodhgaya und wir wurden vor drei Jahren gute Freunde. Ich konnte schon viel von ihm lernen. Er hat uns nun auch angeboten, unseren LehrerInnen ehrenamtlich Fortbildungen zu geben. Was mich persönlich berührt ist, daß er und vier andere LehrerInnen vor fast zwei Jahren einen Verein gründeten, um selbst benachteiligten Kindern zu helfen. Er erzählte mir, daß ihn die Bekanntschaft mit mir dazu motivierte, selbst initiativ zu werden und anzupacken: ,,Armin, du kommst von so weit her, um unseren Kindern zu helfen. Das hat uns motiviert, auch damit anzufangen.” Solche Erlebnisse motivieren wiederum mich, damit nie aufzuhören und Gas zu geben. Der Verein von Virendra und seinen Lehrerkollegen (Lord Buddha Salvation of India) ermöglicht bereits über 30 Kindern erstmalig einen regulären Schulzugang und sie selbst geben in ihrer Freizeit ehrenamtlich Nachhilfe.
Wir haben schon lange mit dem Gedanken gespielt, statt unseres Karatelehrers (für unsere Selbstverteidigungskurse) eine KaratelehrerIN einzustellen. Unser Sportlehrer hat lange recherchiert und schließlich die passende Bewerberin gefunden. Im Vorstellungsgespräch habe ich erfahren, dass Radha Kumari 20 Jahre jung ist und aus Gaya kommt. Sie trainiert seit fünf Jahren intensiv Karate und ist seit zwei Jahren Trainerin an mehreren Institutionen. Im Vorjahr gewann sie die Bronzemedaille in der Staatsmeisterschaft in Bihar. Es wird noch mehr Sinn machen, wenn statt eines Mannes eine junge Frau unseren Mädchen Selbstverteidigungstechniken beibringt. Ab Herbst werden wir neben den Basiskursen auch einen Kurs für Fortgeschrittene anbieten. Angedacht haben wir auch, nach weiteren zwei Jahren einen neuen Kurs ,,Train the trainer” anzubieten, um den motiviertesten Teilnehmerinnen eine Trainerausbildung zu ermöglichen.
Der Beginn der Sommerferien in Indien ist nicht wie in Österreich in Stein gemeißelt, sondern orientiert sich an der Temperatur. Die Regierung gibt eine Empfehlung ab, wann Schulen geschlossen haben sollen. Bei diesen überdurchschnittlichen Temperaturen keine Überraschung! Am letzten Schultag haben unsere SchülerInnen neben den Zeugnissen noch neue Schulbücher bekommen.
Alles in allem war es eine erfolgreiche und sehr aufschlußreiche Projektreise, da ich neben meiner projektbezogenen Arbeit auch die Gelegenheit hatte, mit meinen indischen Kollegen die bisherige Zusammenarbeit zu reflektieren. In vier Jahren haben wir gemeinsam für die Kinder hier viel erreicht und eine sehr gute Vertrauensbasis geschaffen, was uns für zukünftige Herausforderungen noch stärker macht. Anfängliche kulturelle Missverständnisse bzw. Kommunikationshürden – das fängt bei der unterschiedlichen Interpretation von Kopfschütteln an – sind überwunden und unser gemeinsames Engagement machte uns von Projektpartnern zu Freunden fürs Leben. In diesem Sinne ganz nach Bob Dylan ,,keep on keepin’ on”!
By the way, in Delhi hätte ich meinen Rückflug fast verpasst, da mein Inlandsflug zwei Stunden Verspätung hatte. Um halb neun landete ich in Delhi und hatte genau 30 Minuten Zeit, bis mein Schalter geschlossen wurde. Zum Glück kam mein Gepäck schnell an und nach einem Sprint über den ganzen Flughafen hechtete ich schweißgebadet zum Schalter, um gerade noch einzuchecken. ,,Oft brauchst a Glick”
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in meine einwöchige Projektreise geben. Danke fürs Lesen und danke an unsere treuen UnterstützerInnen und zukünftigen WegbeleiterInnen. Ihr macht unsere Hilfe zur Selbsthilfe überhaupt erst möglich!
Namasté,
euer Armin