Ein bisschen glückliche Welt auch in Myanmar
Von glücklichen Welten und Blitzhochzeiten
Mittlerweile habe ich meine erste burmesische Hochzeit erleben dürfen. Das Erlebnis bestand aus Essen, Fotos, Handschütteln, viel zu lauter Musik und stressiger Verabschiedung nach bereits zwanzig Minuten. Abgesehen von dem hektischen Reis hineinstopfen und den unerträglichen „musikalischen“ Klängen, war die Stimmung beinahe entspannend. Leider haben wir die Hochzeitszeremonie verpasst, weil wir davor noch schnell mal das neue Trainingscenter eröffnet haben. Im Rausch der Feierlaune haben wir die Zeit aus den Augen verloren. Nachdem bei der Hochzeit aber ohnehin ein Kommen und Gehen Usus zu sein scheint, fielen wir nicht weiter ungut auf. Das Auffallen wurde von meiner Wenigkeit abgedeckt, dank weißer Hautfarbe und ausländischen Allüren wurde ich kurzfristiger Exotik-Star des Festes.
Freud und Leid am SONNE-Sonntagsausflug
Unser kurzer Aufenthalt hatte aber einen guten Grund, denn schließlich steht auch sonntags die Arbeit bei SONNE nicht still. Bereits vor der Hochzeit gab es Anlass zu Feiern: Die Eröffnung unseres neuen Schneiderinnen-Ausbildungszentrums! Hier können ab Montag zehn Mädchen und Frauen an dem kostenlosen Schneiderinnen-Training teilnehmen. Zugleich ist ihnen auch eine Jobgarantie gewiss, nach der dreimonatigen Ausbildung können sie in der hauseigenen kleinen Schneiderei mitarbeiten und somit ein Grundeinkommen verdienen.
Sonntagsausflug Teil 3 galt dem Stadtviertel, wo wir demnächst unser neues Trainings- und Teachingcenter eröffnen werden. Am Programm standen Hausbesichtigungen für potentielle Räumlichkeiten und nochmalige Treffen mit den zukünftig teilnehmenden Kindern und Familien. Die meisten der Kinder hier haben noch nie die Schule besucht und freuen sich dementsprechend, wenn sie bald lesen und schreiben lernen könnten. Wir trafen einen zehnjährigen lungenkranken Jungen, der mit seinen Eltern, seiner Oma und seinen drei Geschwistern in einer kleinen zerlumpten Hütte wohnt. Er leidet seit seiner Geburt unter Tuberkulose, auch seine Eltern haben dieselbe Krankheit. Wieder einmal wird mir vor Augen geführt, wie sehr Unterstützung notwendig ist. Zumindest kurzfristig können wir ihn zum Lachen bringen, er darf sich ein paar Spiele vom kleinen Laden gegenüber aussuchen.
Wir statten auch dem Kloster ums Eck einen Besuch ab. Viele Kinder werden schon im frühen Alter von ihren Familien ins Kloster geschickt, weil ihnen dort eine Grundversorgung zugesichert ist. Aber auch dem Kloster fehlt es an finanziellen Mitteln und die Räumlichkeiten sind mittlerweile zu klein um noch mehr Kinder aufnehmen zu können.
Heile Welt für einen Tag: Auf nach Happy World!
Auch wenn Kinder in den ärmsten und tragischsten Verhältnissen aufwachsen, sind sie immer noch Kinder. Und Kinder wollen Spaß haben. Unter diesem Motto ging es diese Woche mit knapp hundert Kindern aus unseren Projekten nach Happy World, ein Vergnügungs-Indoor-Park. Mit eigens angemieteten Bussen vereinten wir die Kids von insgesamt drei unterschiedlichen Stadtvierteln. Autodrom, Geisterbahn, Spiegelkabinett, Zauber- und Talenteshow – der Tag hatte einiges zu bieten und man konnte den Kindern den Spaß ansehen. Auch wir MitarbeiterInnen wurden wieder ein bisschen zu Kindern und ich ließ mich sogar auf meine allererste (!) Geisterbahnfahrt ein (was aber nur bestätigte, dass ich einfach doch eher der Achterbahntyp bin). Was für Kinder in Österreich oft selbstverständlich sein mag, schien an diesem Tag alles andere als selbstverständlich zu sein. Die Kinder, die sonst mit dem harten Straßenleben und anstrengender Arbeit zu kämpfen haben, so ausgelassen und fröhlich zu sehen, ist wirklich etwas Einprägsames. Ein Tag den weder die Kinder noch ich so schnell vergessen werden.