Eine Hochzeit und ein Krankheitsfall…

Nun ist es also doch mal passiert! Nach über zehn Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit und Ernährung nach dem Motto: „Ich sauf aus jedem Wasserloch und fresse alles, was nicht schnell genug weglaufen kann“, habe ich mir nun doch mal eine Lebensmittelvergiftung geholt. Anstelle meinen Freunden hier die Einkäufe zu überlassen, habe ich mir getrocknete und eingelegte Fische gekauft, die offensichtlich nicht ganz in Ordnung waren. Einer meiner Kollegen, der ein kleines Stück davon gekostet hat, spuckte es gleich wieder aus – nur da hatte ich schon einen ganzen Fisch verschlungen. Ergebnis: ein scheußlich juckender Nesselausschlag, Gliederschmerzen und Anschwellen meines Körpers auf Statur eines überfressenen Michelin-Männchens!

Hilfe fand ich bei einer Ärztin, die mir Medikamente verschrieb und…bei einem lokalen Medizinmann, genannt „Doctor Quack-Quack“ der mich mit Kokosnuss-Öl und Kräutern einrieb! Vier Tage später war ich wieder ganz der Alte (d.h. ich trinke und esse wieder alles – z.B. den schmackhaften Palm-Wein und erst gestern Abend Wasserbüffel-Hirn und Hühner-Füße, hmmmm!!!) Allerdings weiß ich immer noch nicht, welcher Behandlung ich eigentlich meine Gesundung verdanke – ist aber auch egal, oder?

Tatsächlich sind beide „Ärzte“ 81 Jahre alt und immer noch sehr energiegeladen. Das geht soweit, dass Doctor Quack-Quack, der durch den Taifun zum Witwer wurde, hier in unserer Siedlung eine neue Liebe gefunden hat und diese nun heiraten will. Er war ein wenig besorgt wegen seiner Familie und auch der seiner zukünftigen Frau – und nicht zuletzt auch der Zustimmung der Siedler. Deshalb bat er meinen Kollegen Totoung und Rat. Totoung , Lehrer an der örtlichen High-School und Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft, verbrachte daraufhin einen Tag damit, die Familien einander vorzustellen und deren Erlaubnis einzuholen – und ich glaube, er hatte jede Menge Spaß dabei! Ich nenn ihn seither nur mehr „Cupido“.

Sir Adolpho

Sir Adolpho, auch Cupido genannt!

Neben meiner krankheitsbedingt verringerten Arbeitsleistung sorgten auch die Osterfeiern dafür, dass ausnahmsweise ein bisschen weniger gearbeitet und dafür ein wenig mehr gefeiert wurde – und kaum wo anders wird Ostern so bunt und intensiv zelebriert wie hier auf den Philippinen.

Osterimpressionen 2

Osterimpressionen

Osterimpressionen 1

Osterimpressionen

Aber neben Krankheiten, Hochzeiten und Essen kommt natürlich auch die Arbeit nicht zu kurz – im Gegenteil, wo gute Beziehungen untereinander herrschen, macht auch die Arbeit Freude und manchmal wird bis spät in die Nacht hinein diskutiert, entworfen, umgeplant und beschlossen.

Als kurze Zusammenfassung: Seit meinem Eintreffen hier sind knapp 5 Wochen vergangen und wir haben seitdem:

  • eine Jugendorganisation in der Siedlung gegründet
Die neue Jugendorganisation

Die neue Jugendorganisation

  • erste Hilfe und Hygiene Trainings wurden gemeinsam mit den BewohnerInnen beschlossen, sie befinden sich gerade in Planung und sollen noch im April beginnen.
  • ein Werkstattgebäude angekauft (ein Nachbar hatte irrtümlicherweise auf unserem Grundstück gebaut. Wir wollten das Gebäude mitsamt seiner Einrichtung für Wasser und Sanitäranlagen nicht abreißen lassen und ein zusätzliches Gebäude für einen zukünftigen, im Dorf angesiedelten Betrieb stand sowieso auf unserem „Wunschzettel“ – wenn auch inoffiziell).
  • die Pläne für das Mehrzweckgebäude (Schulungen, Kindergarten, etc. sowie Evakuierungszentrum) entworfen. Der Bau sollte noch im April beginnen.
  • meine Pläne für den rauchfreien Herd fertig gemacht und die Werkstatt wird kommenden Montag mit der Fertigung des Prototyps beginnen und gleichzeitig zwei unserer Dorfbewohner in der Fertigung schulen – natürlich mit meiner Unterstützung und Aufsicht.
  • ALLE 50 Häuser begonnen zu bauen, der überwiegende Teil hat sogar schon Wände und Dächer!
Häuser schießen wie Pilze aus dem Boden

Häuser schießen wie Pilze aus dem Boden

Es läuft also alles bestens – so gut, dass ich mich im Anschluss an diesen Blog für heute Richtung Strand aufmachen kann.

Ein Platz zum Entspannen

Ein Platz zum Entspannen

Strand

In diesem Sinne : Grüße aus dem Süd-Pazifik,

Stippe