Sophia in Indien
Sophia Simon engagiert sich als Volontärin in der SONNE-Schule Bodghaya
Eintrag März 2019
Namasté: Ein herzliches Hallo!
Ich würde mich gerne kurz vorstellen. Mein Name ist Sophia Simon, ich bin 32 Jahre alt, bin eigentlich diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und war bis vor kurzer Zeit in Salzburg zu Hause. Diese Heimat habe ich nun für unbestimmte Zeit nach Indien – genauer nach Bodghaya verlagert. Es war für mich persönlich wieder einmal an der Zeit, die Zelte in Österreich abzubrechen, um mich neuen Aufgaben zu widmen. So darf ich vor Ort für „SONNE-International“ als Volontärin tätig sein.
Es ist nicht mein erster Aufenthalt in Asien, aber mein erstes Mal in Indien. Auch nach 2 Wochen bin ich immer noch von der Fröhlichkeit, der Farbenpracht und speziell der Freundlichkeit der Bevölkerung begeistert. Natürlich wirkt es hier chaotisch und laut (man bedenke den Größen- und Bevölkerungsunterschied von Österreich und Indien…) – aber durch das andere Verständnis von Zeit ist das Tempo auf der anderen Seite entschleunigt. Es ist hier immer Platz für ein kurzes Gespräch, für ein nettes Wort. Ich versuche mich so gut es geht anzupassen und nicht aufzufallen, aber duch mein doch recht europäisches Erscheinungsbild gestaltet sich dies etwas schwierig; jeder möchte sich mit mir unterhalten. Ich erhalte viele Einladungen, um die Menschen zu Hause zu besuchen und mit ihnen zu essen, obwohl sie selbst sicherlich nicht im Überfluss leben. Die große herrschende Armut in Indien ist bekannt. So ist es auch verständlich, dass ich um Almosen gefragt werde, aber ohne bedrängt zu werden. Auch von Männern werde ich häufig angesprochen. Alles dreht sich nach einem um- aber in keiner unguten Manier. Ich bin überrascht, dass ich mich hier so sicher fühle. Viel sicherer als in so manchen anderen europäischen Destinationen! Von meiner Warte ist es eher so, dass ich die ganzen wunderschönen Frauen manchmal 2 Mal anblicken muss-mit den wundervollen dunklen Haaren, den hübschen Gesichtszügen und anmutenden Gewandungen. Wunderbar.
Genauso bunt wie hier die Textilien sind- so artenreich ist auch die (scharfe) Küche. Wenn man über den Markt flaniert, bieten hunderte Händler ihre Waren an. Gemüse, Imbissstände, Obstverkäufer, … alles bunt und leuchtend.
Diese leuchtende Fröhlichkeit, die Herzlichkeit setzt sich auch bei den Kindern fort. Natürlich habe ich die 3 Schulen, welche von SONNE-International betrieben werden, bereits besucht und es ist eine Freude zu sehen mit welchem Eifer die Kinder bei der Sache sind und wie wissbegierig sie dem Unterricht folgen. Ich bin immer wieder blass erstaunt wie erfüllt diese jungen Menschen wirken, obwohl sie eigentlich nichts haben. Umso mehr freut es mich, dass ich die Organisation nun mit meinem know- how unterstützen kann, da Bildung und Gesundheit in meine Augen den Grundstock für eine Perspektive schaffen.
So ließen wir auch letzte Woche das erste sogenannte „health camp“ stattfinden. An diesem Tag kamen die Kinder in Begleitung eines Elternteils in die Schule und erhielten die Möglichkeit von einem Mediziner untersucht zu werden. Gemeinsam mit einem Arzt und einer Krankenpflegerin, welche die Medikamente verteilte und die Medikamenteneinnahme erklärte, konnten wir bereits bei der ersten Visite 142 Kinder begutachten und behandeln. Im Vorfeld haben wir Karteikarten entwickelt, um die Krankengeschichte der jungen Patienten aufzeichnen zu können. Auf Grund meines beruflichen backgrounds eines österreichischen Krankenhauses bin ich natürlich das Verwenden von diagnostischen Hilfsmitteln gewöhnt, aber da ich auch bereits in Afrika gearbeitet habe, ist mir das Auskommen mit „Nichts“ bekannt. Es erfordert noch mehr das Gespräch mit dem zu Betreuenden und das genaue Hinsehen, Hinhören und Hinspüren- gepaart mit der Erfahrung der klinischen Diagnostik. Viele Knackpunkte sind in diesem Setting bedauerlicherweise offensichtlich.
Mangelernährung, niedriger Hygienezustand -standard, Armut, geschwächtes Immunsystem, … alles alltägliche „Themen“ hier, welche zu Erkrankungen führen. Oftmals war die Diagnose „nur“ „weakness“, Schwäche. Das macht wirklich traurig und zutiefst betroffen. Speziell wenn man von 5- 10-jährigen Patienten, also Kindern spricht.
Diese Möglichkeit der medizinischen Betreuung wird es 2 Mal im Monat für die Kinder geben, um deren Genesung kontinuierlich verfolgen und notwendige weitere Projektschritte ableiten zu können.