Berührendes Interview von unserem Experten Stefan Bartusch aus dem Dürreland Äthiopien

„Wie soll ich etwas vermissen, das ich nicht kenne?“

Unser externer Experte Stefan Bartusch (Stippe) ist regelmäßig in unserem Projektland Äthiopien unterwegs. Denn hier sind unsere Projekte seit vielen Jahren lebensnotwendig! Die Dürrekatastrophe von 2015 hat die Afar-Region im nördlichen Äthiopien besonders schwer getroffen. Die mehrheitlich als Hirten lebenden Afar verloren dadurch einen Großteil ihrer Herden, wodurch in den Folgejahren eine Hungerkatastrophe entstand, die zu zahlreichen Todesopfern – insbesondere unter Kindern, jungen Müttern und Älteren – führte.

Stippe hat im Rahmen seiner Projektarbeit auch viele Interviews mit Referenzpersonen geführt und dabei die große Chance, ein ganz persönliches Interview mit einer Frau aus dem Nomadenvolk der Afar zu führen: Saida ist Witwe mit 5 Kindern, blind und geht barfuß über die spitzen, vulkanischen Steine. Nachfolgend ein Auszug aus dem Interview, das nicht nur unseren Kollegen nachdenklich stimmt:

Stippe: Geben die Ziegen genügend Milch, um die Familie zu versorgen?

Saida: Leider war es auch letztes Jahr sehr trocken und nur 3 Ziegen wurden trächtig… aber für meine Kinder reicht es zumeist aus.

Stippe: Und wovon ernährt ihr Erwachsenen euch?

Saida: Brot… Zumeist nur Brot, gelegentlich mit ein wenig Shiro, aber zumeist nur Brot, (und ein wenig stockend) einmal musste ich eine Ziege schlachten – die Kinder waren krank und auch ich geschwächt (Anmerk. Möglicherweise Anämie – Blutarmut). Ich habe lange gerechnet, ob ich sie verkaufen und mir dazu Geld für Weizen leihen soll, aber das war unmöglich und wir hatten großen Hunger – es ging nicht anders.

Stippe: Und andere Nahrungsmittel? Am Markt habe ich auch Obst und Gemüse gesehen – wie sieht es mit Früchten aus? Bananen zum Beispiel.

Saida: Nein, niemals.

Stippe: Warum nicht? Mögt ihr keine Bananen?

Saida: (lachend) Ich weiß nicht, wie Bananen schmecken – wie soll ich etwas vermissen, dass ich nie kennengelernt habe?!?

Stippe: Verstehe… aber was ist mit Tomaten? …und mit Zwiebel?!

Saida: Tomaten und Zwiebel hatte ich seit zwei Jahren nicht mehr…

DANKE STIPPE FÜR DEINEN UNERMÜDLICHEN EINSATZ!

  • Kinder aus der Afar-Region

  • Immer für ein Lächeln zu haben

  • Dürre: Hier wächst nichts mehr

  • Interviewsituation

  • Witwe Saida erzählt...

  • Große Anteilnahme von unserem Experten

  • Ein Kinderlächeln schenkt Hoffnung

  • Unsere Ziegenverteilaktion war erfolgreich!

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  • Die Afar-Nomaden und Witwe Saida im Interview

  • Auch die Herdentiere brauchen Wasser und Nahrung