Maria in Myanmar
Maria Schaunitzer ist seit Anfang September in Myanmar und unterstützt unsere lokale Tochterorganisation
Eintrag vom 20.12.2018
Gedanken zur Weihnachtszeit
Leuchtende Kinderaugen, duftende Stuben, Geheimniskrämerei, alles irgendwie verzaubert – einfach die schönste Zeit des Jahres. Für die meisten österreichischen Kinder ist das wunderschöne Realität. Doch ich möchte hier nun von einer anderen Wirklichkeit erzählen, der ich hier bei meiner Arbeit täglich begegne.
Wir wissen oft nicht mehr, was wir noch schenken sollen. Unsere Kinder scheinen bereits alles zu haben. Andere wissen jedoch nicht, wie sie ihren heutigen Alltag bestreiten sollen. Etwa die Mutter zweier Buben, die bei uns eines der SONNE-Daycare-Center besucht haben. Normalerweise verdient die etwa 30-Jährige ihren Unterhalt mit Müll sammeln. Plastik-, Glasflaschen und Dosen lassen sich zu Geld machen – wenn auch nur zu wenig, konnte sie damit ihre Familie versorgen. Ihre Söhne konnten das SONNE-Daycare-Center besuchen. Doch leider ist das jetzt nicht mehr möglich. Die Mutter ist wieder schwanger. Ein Arbeiten in der prallen Hitze der Straße lässt ihre Gesundheit nicht mehr zu. Ihre Söhne müssen einspringen, ein Vater ist nicht vorhanden – zumindest nicht um die Familie finanziell zu unterstützen. Statt der Mutter arbeiten nun die Buben, die eigentlich gerade zu dieser Zeit des Jahres andere Sorgen haben sollten – nämlich gar keine. Sie sollten Kinder sein und in einer wohlbehüteten Umgebung aufwachsen. Doch ihre Wirklichkeit schaut anders auch. Leider kein Einzelfall.
Fast lautlos stößt sie einen Schrei aus. Zu schwach die Lungen, das kleine Stimmchen versagt. Dabei ist es nicht einfach sich bei 50 anderen Babys Gehör zu verschaffen. Gerade mal 27 Tage lebt das kleine Mädchen in einem Waisenhaus in Yangon, gerade mal 27 Tage ist sie überhaupt auf der Welt. Ein Nachbar hat sie gebracht, die Mutter konnte sie nicht versorgen. Sie ist die jüngste von insgesamt über 100 Kindern im Heim, das von einem buddhistischen Kloster betrieben wird. An der körperlichen Grundversorgung mangelt es den Kindern hier nicht (auch SONNE-International unterstützt das Waisenheim mit Essensrationen), an körperlicher Nähe schon. Kein Wunder bei fünf Betreuerinnen und 50 Kindern unter zwei Jahren. Mit offenen Armen laufen die Kleinen auf Besucher zu, um zumindest für kurze Zeit ungeteilte Aufmerksamkeit, und die für die Entwicklung so wichtige Nähe zu bekommen. Für eine kurze Zeit kann man ihnen zumindest das geben. Am Ende des Tages gehen sie aber ohne eine Mama und einen Papa, ohne eine Gute Nacht-Geschichte oder einen liebevollen Kuss ins Bett. Auch das ist Realität.
Wir haben uns nicht dafür entschieden, wo wir geboren wurden. Wir können uns allerdings dazu entscheiden, das Leben für andere etwas lebenswerter zu machen – zumindest manchmal.
Eintrag vom 29.10.2018
Jetzt kann ich wohl durchaus behaupten schon sehr viele Wanderungen in meinem Leben unternommen zu haben. Bereits mit zwei Jahren nahmen mich meine Eltern auf unsere Hütte mit. In den letzten Jahren ist meine Leidenschaft für die Berge noch größer geworden. In der Natur unterwegs zu sein, ist also etwas, was mir durchaus nicht fremd ist – könnte man sagen.
Doch diese Zwei-Tages-Tour, die ich in den letzten Tagen unternommen habe, war spannender als alles zuvor. Spannender, nicht nur weil die Landschaft unglaublich vielfältig ist (von Kiefern über Bananenstauden), sondern vor allem wegen der Menschen und der Begegnungen. Begonnen hat die Tour im Chin State, einem nordwestlichen Bundesstaat in Myanmar, mit einer dreistündigen Motorradfahrt um uns an den Ausgangspunkt zu bringen. Dann ging es zu Fuß weiter. Insgesamt über 30 Kilometer durch üppige Felder und Wälder, mit tropischen Einschlag. Mindestens 50 Schattierungen von Grün erfreuen dort das Auge. Unterbrochen wird die Landschaft nur hin und wieder durch ursprüngliche Dörfer. Einfache, aber handwerklich wunderschöne Holzhäuser reihen sich aneinander. Strom kommt – wenn überhaupt – von Solar-Paneelen oder Autobatterien.
Doch das wirklich atemberaubende am Chin State ist nicht nur die Landschaft, sondern vor allem die Menschen. Sie leben ein sehr einfaches Leben, das von der Landwirtschaft und den Jahreszeiten bestimmt wird. Sie stehen mit der Sonne auf und gehen mit ihr zu Bett. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist einen Tagesmarsch oder zumindest ein paar Stunden am Motorrad entfernt.
Ein Leben fernab jeglicher westlicher Vorstellungen. Manche von ihnen haben nie zuvor einen „Westler“ im realen Leben gesehen. Dementsprechend die Reaktionen. Verwunderung, Staunen, manchmal gepaart mit etwas Furcht – vor allem bei den Kindern. Manche liefen sogar vor lauter Schreck vor uns davon. Ein knapp Zweijähriger pirschte sich ganz interessiert an mich heran und stupste mich mit einem Finger an, um zu sehen, ob das wohl echt ist, was er da vor Augen hat.
Trotz der anfänglichen Verwunderung wurden wir in jedem Dorf mit offenen Armen empfangen und mit großer Neugierde begrüßt. So bekamen wir etwa im ersten Dorf ein paar Maiskolben mit auf dem Weg, im nächsten kamen Bananen, im wieder nächsten Mandarinen dazu. Und auf einen Schluck Hirsewein wurden wir sowieso meist eingeladen.
Als nun langsam der Abend hereinbrach und es darum ging einen Schlafplatz zu finden, nahm uns eine Familie in ihr einfaches Haus auf. Gemeinsam mit den Eltern, den Großeltern, den Nachbarn und zahlreichen Kindern verbrachten wir einen lustigen Abend – trotz Sprachbarriere. Am Ende schliefen wir zu siebent in einer Hütte – in einem Raum. Die Großeltern räumten für uns sogar ihre Schlafnische. Eine einzigartige Erfahrung.
Immer wieder kam bei dieser Wanderung der Gedanke auf, wie es sein würde, wenn es umgekehrt wäre. Würden in Österreich zwei fremde und anders aussehende Wanderer, die Unterschlupf suchen, aufgenommen werden? Wer würde sein Haus öffnen? Oder gar sein Herz? Wer würde dem Fremden mit Neugierde begegnen? Würden wir nicht eher unsere Türen verriegeln und die Vorhänge vor dem Neuen vorziehen. Ich befürchte es. Oft bezeichnen wir uns selbst im Vergleich zu Menschen, die ein einfaches Leben leben, als zivilisiert. Doch mir scheint in Wahrheit ist es umgekehrt. Haben wir verlernt, wie wir zivilisiert mit dem Neuen umgehen? Zivilisiert bedeutet laut Duden-Definition auch gesittet oder kultiviert. Doch wie gesittet ist es, das Fremde einfach abzulehnen?
Darum ist es besonders schön, gerade diese offenherzigen, zivilisierten Menschen zu unterstützen. Viele von den Dorfbewohnerinnen weben nach der getanen Feldarbeit wunderschöne traditionelle Stoffe. In tagelanger harter Arbeit entstehen so handgewebte Kleider, die um einen Spottpreis am Markt verkauft werden. Nun überlegen wir von SONNE diesen Frauen zu helfen, einen fairen Preis für ihre Arbeit zu erzielen. Um ihnen zumindest ein bisschen etwas zurückgeben zu können.
Eintrag vom 11.09.2018
Seit mittlerweile fast einem Monat bin ich nun in Myanmar. Aus den anfänglichen Startschwierigkeiten zwischen Yangon und mir, ist mittlerweile eine gute, solide Freundschaft entstanden. Wir kommen auf alle Fälle gut miteinander aus – auch wenn es hin und wieder kracht. Aber hey – so ist das nun mal bei Freuden.
Zum gegenseitigen Verständnis hat sicher beigetragen, dass ich nun verschiedenste Seiten der Stadt kennengelernt habe. Von den Glanzstücken, wie der Shwedagon-Pagode, zu den ganz coolen Ecken mit schicken Cafes und hippen Bars, bis hin zu den Schattenseiten dieser Stadt. Doch so sehr mich auch der Glanz der buddhistischen Kultur beeindruckt, oder ein guter Kaffee mich glücklich macht, die wirklich tiefgehenden Erlebnisse findet man im Schatten dieses Glanzes.
Wie etwa bei einem sogenannten Homevisit: Die Lehrer von Sonne stehen nicht nur im Klassenzimmer, sondern gehen – wenn die Hefte zugeklappt werden – nach Hause zu den Familien um dort ihre Hilfe anzubieten, oder Probleme zu lösen. Wenn ich von eine Zuhause spreche, hat das nichts mit einem Haus – und schon gar nicht mit dem wohlig warmen oder heimeligen Gefühl zu tun. Im Gegenteil: Die meisten Kinder leben mit ihren Familien in den Slums von Yangon. Meist sind es Bretterverschläge auf Stelzen für die auch noch Miete verlangt wird. 50.000 Kyat – umgerechnet etwa 29 Euro – müssen Familien dafür berappen. Was nicht nach wenig klingt, ist aber für die Bewohner der Slums viel Geld. Im Durchschnitt verdienen sie etwa einen 1,50 Euro am Tag. Ein Zuhause das also hart erarbeitet werden muss. Strom und fließend Wasser gibt es nicht.
Hart erarbeitetet meistens von allen Mitgliedern im Haushalt. Nicht selten müssen auch die Kinder Geld verdienen. Etwa durch Müll sammeln. Die im Dreck gefundenen Plastikflaschen oder Dosen können an sogenannten Recycling-Stationen gegen ein bisschen Geld verkauft werden. So kann das Haushaltseinkommen ein bisschen aufgebessert werden. Und dabei zählt jeder Kyatt.
Unsere Lehrer versuchen bei ihren Hausbesuchen herauszufinden, wie man der Familie helfen könnte, ihre Situation zu verbessern. Ein Knochenjob. Wer einmal mit unseren Mitarbeiten durch die Slums gegangen ist und sich die Geschichten der einzelnen Familien angehört hat, weiß wie sehr das an die Substanz gehen kann.
Diese Stadt ist ein hartes Pflaster für viele ihre Bewohner und darum ist es nicht immer einfach Freundschaft zu schießen. Aber Dank dem Engagement unsere Lehrerinnen ist das eine Schattenseiten von Yangon, die wenigsten ein bisschen Sonnenschein abbekommt.
Eintrag vom 29.10.2018
Jetzt kann ich wohl durchaus behaupten schon sehr viele Wanderungen in meinem Leben unternommen zu haben. Bereits mit zwei Jahren nahmen mich meine Eltern auf unsere Hütte mit. In den letzten Jahren ist meine Leidenschaft für die Berge noch größer geworden. In der Natur unterwegs zu sein, ist also etwas, was mir durchaus nicht fremd ist – könnte man sagen.
Doch diese Zwei-Tages-Tour, die ich in den letzten Tagen unternommen habe, war spannender als alles zuvor. Spannender, nicht nur weil die Landschaft unglaublich vielfältig ist (von Kiefern über Bananenstauden), sondern vor allem wegen der Menschen und der Begegnungen. Begonnen hat die Tour im Chin State, einem nordwestlichen Bundesstaat in Myanmar, mit einer dreistündigen Motorradfahrt um uns an den Ausgangspunkt zu bringen. Dann ging es zu Fuß weiter. Insgesamt über 30 Kilometer durch üppige Felder und Wälder, mit tropischen Einschlag. Mindestens 50 Schattierungen von Grün erfreuen dort das Auge. Unterbrochen wird die Landschaft nur hin und wieder durch ursprüngliche Dörfer. Einfache, aber handwerklich wunderschöne Holzhäuser reihen sich aneinander. Strom kommt – wenn überhaupt – von Solar-Paneelen oder Autobatterien.
Doch das wirklich atemberaubende am Chin State ist nicht nur die Landschaft, sondern vor allem die Menschen. Sie leben ein sehr einfaches Leben, das von der Landwirtschaft und den Jahreszeiten bestimmt wird. Sie stehen mit der Sonne auf und gehen mit ihr zu Bett. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist einen Tagesmarsch oder zumindest ein paar Stunden am Motorrad entfernt.
Ein Leben fernab jeglicher westlicher Vorstellungen. Manche von ihnen haben nie zuvor einen „Westler“ im realen Leben gesehen. Dementsprechend die Reaktionen. Verwunderung, Staunen, manchmal gepaart mit etwas Furcht – vor allem bei den Kindern. Manche liefen sogar vor lauter Schreck vor uns davon. Ein knapp Zweijähriger pirschte sich ganz interessiert an mich heran und stupste mich mit einem Finger an, um zu sehen, ob das wohl echt ist, was er da vor Augen hat.
Trotz der anfänglichen Verwunderung wurden wir in jedem Dorf mit offenen Armen empfangen und mit großer Neugierde begrüßt. So bekamen wir etwa im ersten Dorf ein paar Maiskolben mit auf dem Weg, im nächsten kamen Bananen, im wieder nächsten Mandarinen dazu. Und auf einen Schluck Hirsewein wurden wir sowieso meist eingeladen.
Als nun langsam der Abend hereinbrach und es darum ging einen Schlafplatz zu finden, nahm uns eine Familie in ihr einfaches Haus auf. Gemeinsam mit den Eltern, den Großeltern, den Nachbarn und zahlreichen Kindern verbrachten wir einen lustigen Abend – trotz Sprachbarriere. Am Ende schliefen wir zu siebent in einer Hütte – in einem Raum. Die Großeltern räumten für uns sogar ihre Schlafnische. Eine einzigartige Erfahrung.
Immer wieder kam bei dieser Wanderung der Gedanke auf, wie es sein würde, wenn es umgekehrt wäre. Würden in Österreich zwei fremde und anders aussehende Wanderer, die Unterschlupf suchen, aufgenommen werden? Wer würde sein Haus öffnen? Oder gar sein Herz? Wer würde dem Fremden mit Neugierde begegnen? Würden wir nicht eher unsere Türen verriegeln und die Vorhänge vor dem Neuen vorziehen. Ich befürchte es. Oft bezeichnen wir uns selbst im Vergleich zu Menschen, die ein einfaches Leben leben, als zivilisiert. Doch mir scheint in Wahrheit ist es umgekehrt. Haben wir verlernt, wie wir zivilisiert mit dem Neuen umgehen? Zivilisiert bedeutet laut Duden-Definition auch gesittet oder kultiviert. Doch wie gesittet ist es, das Fremde einfach abzulehnen?
Darum ist es besonders schön, gerade diese offenherzigen, zivilisierten Menschen zu unterstützen. Viele von den Dorfbewohnerinnen weben nach der getanen Feldarbeit wunderschöne traditionelle Stoffe. In tagelanger harter Arbeit entstehen so handgewebte Kleider, die um einen Spottpreis am Markt verkauft werden. Nun überlegen wir von SONNE diesen Frauen zu helfen, einen fairen Preis für ihre Arbeit zu erzielen. Um ihnen zumindest ein bisschen etwas zurückgeben zu können.
Eintrag vom 11.09.2018
Seit mittlerweile fast einem Monat bin ich nun in Myanmar. Aus den anfänglichen Startschwierigkeiten zwischen Yangon und mir, ist mittlerweile eine gute, solide Freundschaft entstanden. Wir kommen auf alle Fälle gut miteinander aus – auch wenn es hin und wieder kracht. Aber hey – so ist das nun mal bei Freuden.
Zum gegenseitigen Verständnis hat sicher beigetragen, dass ich nun verschiedenste Seiten der Stadt kennengelernt habe. Von den Glanzstücken, wie der Shwedagon-Pagode, zu den ganz coolen Ecken mit schicken Cafes und hippen Bars, bis hin zu den Schattenseiten dieser Stadt. Doch so sehr mich auch der Glanz der buddhistischen Kultur beeindruckt, oder ein guter Kaffee mich glücklich macht, die wirklich tiefgehenden Erlebnisse findet man im Schatten dieses Glanzes.
Wie etwa bei einem sogenannten Homevisit: Die Lehrer von Sonne stehen nicht nur im Klassenzimmer, sondern gehen – wenn die Hefte zugeklappt werden – nach Hause zu den Familien um dort ihre Hilfe anzubieten, oder Probleme zu lösen. Wenn ich von eine Zuhause spreche, hat das nichts mit einem Haus – und schon gar nicht mit dem wohlig warmen oder heimeligen Gefühl zu tun. Im Gegenteil: Die meisten Kinder leben mit ihren Familien in den Slums von Yangon. Meist sind es Bretterverschläge auf Stelzen für die auch noch Miete verlangt wird. 50.000 Kyat – umgerechnet etwa 29 Euro – müssen Familien dafür berappen. Was nicht nach wenig klingt, ist aber für die Bewohner der Slums viel Geld. Im Durchschnitt verdienen sie etwa einen 1,50 Euro am Tag. Ein Zuhause das also hart erarbeitet werden muss. Strom und fließend Wasser gibt es nicht.
Hart erarbeitetet meistens von allen Mitgliedern im Haushalt. Nicht selten müssen auch die Kinder Geld verdienen. Etwa durch Müll sammeln. Die im Dreck gefundenen Plastikflaschen oder Dosen können an sogenannten Recycling-Stationen gegen ein bisschen Geld verkauft werden. So kann das Haushaltseinkommen ein bisschen aufgebessert werden. Und dabei zählt jeder Kyatt.
Unsere Lehrer versuchen bei ihren Hausbesuchen herauszufinden, wie man der Familie helfen könnte, ihre Situation zu verbessern. Ein Knochenjob. Wer einmal mit unseren Mitarbeiten durch die Slums gegangen ist und sich die Geschichten der einzelnen Familien angehört hat, weiß wie sehr das an die Substanz gehen kann.
Diese Stadt ist ein hartes Pflaster für viele ihre Bewohner und darum ist es nicht immer einfach Freundschaft zu schießen. Aber Dank dem Engagement unsere Lehrerinnen ist das eine Schattenseiten von Yangon, die wenigsten ein bisschen Sonnenschein abbekommt.
Willkommen in Yangon
Eintrag vom 13.09.2018
Ich muss ja sagen, das Österreichische in mir hält sich mitunter hartnäckiger, als mir lieb ist. Wie sehr sind wir es doch gewohnt in einer sauberen Wohnung zu leben, in glasklaren Seen zu baden, und der Mist, den wir – versehentlich oder auch nicht – auf die Straße werfen, wird auch noch zusammengekehrt. Reise ich nun in ein fremdes Land, fällt mir das Fehlen dieser Sauberkeit gleich deutlich und auch unangenehm auf. Ob ich will oder nicht.So erging es mir auch in den ersten Tagen in Yangon. Seit vergangener Woche bin nun als internationale Mitarbeiterin hier. Und in den ersten Tagen wurde mein Blick sehr auf die verdreckten Flüsse und mit Müll gesäumten Straßen gelenkt. Für mich das Schlimmste daran ist aber sicherlich, dass Menschen in dieser Umgebung – vor allem in den Slums – leben müssen. Natürlich auch Kinder.
Um so schöner war es, beim ersten Besuch der Straßenkinderzentren zu sehen, dass die Kinder auch in diesem Sinne eine Zuflucht finden. In einer sauberen und sicheren Umgebung dürfen sie lernen, spielen und lachen. Sie bekommen zu Essen, frische Kleidung und werden gewaschen. Man kann sehen, wie die Kinder aufblühen und durch die Zuwendung, nicht nur ihr Wissen erweitern, sondern auch ihr Selbstbewusstsein aufbauen. Für ein paar Stunden dürfen sie hier einfach Kind sein.
Ich diesem Sinne bin ich sehr dankbar, dass ich nun einen kleinen Beitrag leisten kann, das Leben dieser 120 Kinder besser zu machen. In den nächsten zehn Monaten werde ich in diesem Blog regelmäßig darüber berichten. Und auch, wie hartnäckig das Österreichische in mir nun wirklich zu halten gedenkt. Also dranbleiben…