Myanmar die Zweite. Vom Privileg, die Früchte sehen zu dürfen
Mit neuen Ideen und frischem Enthusiasmus im Gepäck landete ich Mitte Oktober am schicken Flughafen in Yangon. Da ich vor einem Jahr schon einmal in Myanmar gewesen war, ließ ich mich dieses Mal nicht mehr von dem modernen Flughafen hinters Licht führen. Leider musste ich voriges Jahr feststellen, dass in Myanmar viele Einheimische auf der Rollbahn der Armut gelandet sind. Zwar ist es TouristInnen hier möglich, sich von einem luxuriösen Hotel zum nächsten zu hanteln, um nur die schönen Seiten des Landes kennen zu lernen. Meine Reise wird mich jedoch wieder an Orte bringen, die weniger schön sind und mir immer wieder die Augen für die Ungerechtigkeit in dieser Welt aufs Neue öffnen und mir die nötige Motivation geben, meinen Weg mit der SONNE weiterzugehen.
In jenen vernachlässigten Gebieten, wo die allgemeine Aufbruchsstimmung noch nicht zu einer Verbesserung der Lebensumstände beigetragen hat SIND WIR AKTIV!!! Vor einem Jahr hatte ich gemeinsam mit unserem lokalen Team unser Straßenkinderprojekt adaptiert und ich war schon Wochen vor meiner Abreise sehr gespannt, wie sich unsere neuen Aktivitäten entwickelt haben. Nehmen die Kinder unsere Angebote an? Erlauben es ihnen die Eltern überhaupt? Ich bekomme zwar monatlich einen schriftlichen Report aus Myanmar übermittelt, aber selbst vor Ort die Auswirkungen mir allen Sinnen wahrnehmen zu dürfen ist eine andere Sache. Die Zahlen lügen zwar nicht aber die eigene Wahrnehmung vor Ort ist einfach der beste Report. Obwohl ich schon mehrere Reisen zu unseren Projekten gemacht habe, ist keine Reise wie die andere und meine Neugier nach wie vor ein treuer Wegbegleiter. Ausgestattet bin ich auch dieses Mal mit einem ganz besonderen Privileg: Ich darf persönlich vor Ort sehen, wie sich durch unser Engagement die Lebensumstände von so vielen Kindern deutlich verbessern. Die spürbare Wertschätzung der lokalen Menschen, vermitteln mir immer wieder das Gefühl, genau im Hier und Jetzt am richtigen Ort zu sein! Nun möchte ich mit euch bei ein paar Stationen meiner Projektreise gemeinsam haltmachen, um euch einen bildlichen Einblick gewähren zu können:
Gemeinsame Evaluierung von laufenden Aktivitäten und Planung von neuen Projekten im SONNE-Büro in Yangon
Besuch in unseren Tagesbetreuungsstätten, wo täglich 120 Straßenkindern rundum versorgt werden
Wir setzen uns weiterhin für das Nonnenkloster Mingalar Theikdi ein
Maria und ich im NPK-Dorf
Das NPK-Dorf ist eine dreistündige Autofahrt entfernt von Yangon. Hier unterstützen wir eine Schule mit 400 Kindern. Auch unsere Patenkinder gehen in diese Schule. Dieses Mal wurde ich von Maria Schaunitzer begleitete. Maria ist Redakteurin bei der Kleinen Zeitung und hat mich vor einigen Monaten kontaktiert, weil sie mit dem Gedanken spielte, ein Sabbatical im Ausland zu machen. Da ich Maria schon seit meiner Jungend kenne und sehr schätze, habe ich ihr ein Volontariat in Myanmar in Aussicht gestellt. So schnell kann es gehen und wir saßen gemeinsam auf einem Pick-up Richtung NPK-Dorf. Dort hatten wir die Gelegenheit Kyi Pyar zu treffen.
Durch den SONNE-Notfallfonds konnte diesem Mädchen eine dringend notwendige Herzoperation ermöglicht werden. Maria interviewte das Mädchen, was für mich sehr spannende war zu erfahren, wie sehr sich das Leben dieses Mädchen zum Positiven verändert hat. Ich kannte Kyi Pyar bis dahin auch nur von unseren Spendenaufrufen. Glauben sie mir: Es tat wirklich gut, dieses Mädchen persönlich zu treffen, und zu sehen, wie gut es ihr nun geht. Wir werden auf jeden Fall weiterhin Spenden für unseren Notfallfonds sammeln, um Kindern wie Kyi Pyar eine lebensrettende Operation ermöglichen zu können. Hoffentlich schafft es die neue Regierung von Aung San Suu Kyi bald eine allgemeine Krankenversicherung einzuführen, um in ihrem Land zumindest eine medizinische Basisversorgung gewährleisten zu können.
Alles in allem war es eine sehr erfolgreiche Projektreise für mich und ich konnte mit einem sehr guten Gefühl meine Heimreise antreten. Unser lokales Team hat wirklich alles sehr gut im Griff. Es war für mich ein Genuss gemeinsam mit ihnen an neuen Projektideen zu feilen. Eines kann ich schon verraten: Zukünftig wird es bei unserem Entwicklungsprogramm noch mehr um die schrittweise Integration von Straßenkindern in eine formelle Schule und danach in die Arbeitswelt gehen. Und ein innovatives Tourismusprojekt zur Einkommensschaffung ist auch gerade in der SONNE-Ideenschmiede am Entstehen.
Ich war extrem begeistert davon, wie hervorragend unsere drei Tagesbetreuungsstätten laufen, mit welcher Freude die Kinder diese Einrichtungen annehmen und mit welcher Leidenschaft unsere Sozialarbeiter sich um die benachteiligten Kinder kümmern. Durch die Bereitstellung von Dokumenten wie z.B. Geburtsurkunden, konnten wir heuer schon ungefähr 100 Straßenkinder in eine formelle Schule integrieren.
Im Nonnenkloster Mingalar Theikdi werden wir nächstes Jahr eine neue Küche inkl. Rauchabzug installieren, denn diese elternlosen Mädchen haben es nicht verdient, in einem verrauchten Raum am Boden sitzend kochen zu müssen. Bald hat das Husten beim Kochen für die 50 Waisenkinder dort ein Ende. Ich hoffe sehr, dass wir auch heuer im Rahmen unserer SONNE-Weihnachtsaktion genug Geld sammeln können, um diesen Mädchen mit einem Hygienepaket eine Freude bereiten zu können.
Es gäbe wirklich noch so viel zu erzählen was mir am Herzen liegt, jedoch würde es diesen Rahmen sprengen und die LeserInnen vorweg abschrecken. Deswegen möchte ich mich hiermit von euch verabschieden und euch und euren Lieben eine schöne Adventszeit wünschen.
Ich habe das schönste Weihnachtsgeschenk bereits bekommen:
Das Privileg, gemeinsam mit euch anderen Menschen helfen zu können!
Alles Liebe,
euer Armin