News aus Yangon
Bevor ich über Myanmar schreibe, will ich meine – und der des ganzen Myanmar Teams – Anteilnahme an der tragischen Flutkatastrophe in Bangladesch ausdrücken. Die Katastrophe hat leider auch unsere SONNE-Projektregion stark getroffen. Wir hoffen, dass den Opfern schnell geholfen werden kann und sie bald wieder ein Dach über den Kopf haben werden und unsere SchülerInnen wieder regulär zur Schule gehen können. Für nähere Infos und den Notfallspendenaufruf: http://www.sonne-international.org/language/de/flut-in-bangladesch/
In Myanmar hingegen hat zum Glück der Regen endlich etwas nachgelassen und dafür eine unglaublich anstrengende Hitze hinterlassen, von der man erst abends mit stundenlangen Schauern und Gewittern erlöst wird. Ja, ich muss mich noch an das Wetter gewöhnen und ja, ich werde versuchen, dass dies meine letzte Wetternörgelei war. Dafür habe ich mich schon anderwärtig anzupassen versucht: Ich kann mittlerweile auf burmesisch bis fünfzig zählen, weiß wie man mit dem Bus von A nach B kommt und habe mir meinen ersten longyi angeschafft (eine Art Wickelrock den jedermann/jedefrau hierzulande trägt). Soweit also alles gut.
In den letzten Tagen hat sich wieder einiges getan.
Unsere Befragungen für die neuen Projekte sind so gut wie abgeschlossen. In drei Teams geteilt, haben wir unterschiedliche Viertel von Yangon aufgesucht und Straßenkinder sowie auch ihre Familien gesucht und befragt. Bis zur Umsetzung der geplanten Einrichtungen und Trainings wollen wir nicht viel Zeit verlieren. Der Bedarf zu Handeln ist groß. Die Menschen, die wir getroffen haben sind bitterarm. Sie sind obdachlos, oder leben in kleinen provisorischen Hütten. Die Eltern arbeiten meist als Tagelöhner. Viele der Kinder verdienen mit Plastiksammeln oder Aussortieren von Fischresten am Markt ein kleines Zusatzeinkommen für die Familie. Die meisten von ihnen sind in Gruppen unterwegs, mit ihren Geschwistern oder Nachbarskindern. Manche unter ihnen haben keine Eltern mehr und wechseln ihre Schlafplätze regelmäßig. Andere haben zwar Eltern, schlafen aber von Zeit zu Zeit lieber auf der Straße als zuhause. Nicht nur auf der Straße sind sie Gefahren ausgesetzt, auch häusliche Gewalt ist leider eine Begleiterscheinung von so prekären, armen Verhältnissen. Von dem neuen „freien Zugang“ zum Schulsystem in Myanmar (seit 1. Juni 2015) haben die Kinder nur wenig, schließlich brauchen die SchülerInnen eine schulische Vorbildung um in den Unterricht einsteigen zu können. Einige besuchen zwar die Schule, fehlen aber fast die Hälfte der Zeit, weil sie aufgrund ihrer Arbeit nicht hinkönnen. Es mangelt also an vielem und Unterstützung würde an vielen Ecken benötigt werden. Eines unserer Teams trifft auf einen 13-jährigen Bub mit Kopftumor. Seine Familie hat bereits alles ihnen mögliche Kapital in eine Behandlung investiert, aber es wäre noch viel mehr nötig. Wir hoffen, dass sich hier eine finanzielle Unterstützung finden lässt. Zusammengefasst: Die letzten Tage, Eindrücke und Geschichten sind mir unter die Haut gegangen.
Ausflug ins NPK Dorf
Am Samstag ging es gemeinsam mit einer Abordnung der Thailändischen Botschaft ins NPK Dorf, dessen Dorfschule und –gemeinschaft wir schon seit längerer Zeit unterstützen. Obwohl eigentlich schulfrei ist, fanden sich die 420 Kinder alle brav in ihren Klassenräumen ein. Neben dem monatlichen Gesundheitscheck, konnte ich meine gesamte Tasche voller Mal- und Spielsachen loswerden und verteilen. Die Freude war auf beiden Seiten groß. Ddas Schleppen hat sich definitiv ausgezahlt! Der Klostervorstehende Mönch des Dorfes lud uns noch auf Tee ein, bevor uns die Thai Botschaft am Rückweg in ein Golf Resort zum Abendessen einlud. Etwas überfordert mit dem unerwarteten Luxus, gestanden wir uns ein, dass das nicht ganz „unser Stil“ ist, aber für einmal nehmen wir das gerne in Kauf.
Let’s move it move it!
Nach einer kurzen sonntäglichen Verschnaufpause begann die Woche mit Umsiedeln im großen Stil. Das Trainingcenter in East Dagon wurde aufgelöst (weil ein neues Gebäude folgt) und die Sachen wurden auf drei Locations aufgeteilt. Viel Schlepperei und ein-aus-ein-schlichten ist gefragt. Hat ja auch keiner gesagt, dass der ganze Spaß unanstrengend wird.
Ein weiteres erfreuliches Ereignis war das Wiedersehen der jungen Nonnen des Shwe Mhin Zu Nonnenklosters.
Auch ein Besuch bei den Gefängniskindern stand diese Woche wieder am Programm. Nachdem wir diesmal nur zu zweit waren und Eh Tow derjenige ist, der burmesisch kann und die Neuzugänge betreut und dokumentiert, muss die andere (also ich) den Rest der Kinder unterhalten. Aufgrund der Sprachbarriere endete das mit einer zweistündigen Tanz- und Sporteinheit. Körperzeichen versteht man eben überall irgendwie. Jedenfalls hatten wir alle einen ziemlichen Spaß. Und das sollten Kinder doch eigentlich haben dürfen: Spaß!
Ich hoffe, auch ihr habt etwas Spaß und Interesse am Lesen – ich freue mich wenn ihr dran bleibt, ich werde euch am Laufenden halten!