Ranjoma K., 37
lebte bis zur Vertreibung im Dorf Tolatoli
Heute weiß ich nicht mehr, wo ich die die Kraft für die Flucht hergenommen habe. Ich war im sechsten Monat schwanger, als sie in unser Dorf kamen. Als sie begannen zu schießen, konnte ich mich mit meiner Tochter in den Reisfeldern verstecken. Ich sah noch, wie mein Mann und einer meiner Söhne in den Fluss sprangen und versuchten zu fliehen. Dann liefen wir drei Tage lang. Erst durch einen Zufall fand ich meinen Mann und einen meiner Söhne am anderen Ufer des Flusses in Bangladesch wieder. Ich dachte, sie hätten es nicht geschafft. Meine anderen Kinder habe ich nie wieder gesehen. Ich habe elf Familienmitglieder durch den Angriff verloren. Ich war am Ende. Als das Baby schließlich zur Welt kam, hatte ich anfangs keine Kraft es zu stillen – so tief waren und sind die Wunden. Wie sollen wir also dorthin zurückgehen, wo wir so schreckliche Dinge erfahren haben? Wie sollen wir dort leben, wenn wir wieder nicht mehr Rechte haben? Das Leben hier im Camp ist wie in einem Gefängnis, aber zumindest sind wir sicher. Alles, was ich mir wünsche, ist Gerechtigkeit. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich träume von nichts mehr, aber ich wünsche mir, dass es meine Kinder einmal besser haben. Sie sollen lernen dürfen und sich ein gutes Leben aufbauen.