Viel Sport und ein „heißer Ofen“
Es tut sich mal wieder so einiges im Dorf der Taifun-Opfer auf Leyte!
Da hier gerade Schulferien bzw. Sommerpause ist, hat sich der Koordinator und Obmann der Siedlungsgemeinschaft und Lehrer im Zivilberuf, Sir Adolpho ,,Totoung“ Raga, alias „Cupido“ (siehe frühere Einträge), etwas Besonderes einfallen lassen. Wenn schon gerade keine Schule ist und zu wenig soziale Aktivitäten für die Kinder und Jugendlichen stattfinden, dann initiiert man halt ein Sportfestival. Lehrer! Die sind halt so gestrickt.
Als cleverer Projektverantwortlicher für die Sozialisierung der Gemeinde kümmerte er sich aber weitestgehend nur um die Finanzierung, die sich teilweise aus Spenden von Honoratioren der Stadt Burauen und teilweise aus den eigenen kleinen Börsen unserer Siedler zusammensetzte, und die Eckpunkte der logistischen und organisatorischen Erfordernisse. Die tatsächliche Ausführung und Inszenierung des Festivals überlies er aber unserer knapp 1 Monat alten Jugendorganisation, mit ihm als versteckt agierender „Glucke“ im Hintergrund. Allerdings musste er kaum eingreifen, denn was die Mädels und Jungs aufgestellt haben, kann sich wirklich sehen lassen!
Allerdings haben auch die Erwachsenen ihren Teil dazu beigetragen. Ursprünglich war ein „half court“ Basketballturnier geplant, aber die Eltern unserer Jugendlichen – sportbegeistert wie sie nun mal sind – haben sofort begonnen, aus eigenen Mitteln ein zweites Gerüst für einen Korb zu bauen, zu lackieren und den Platz für ein Großfeld nach internationalen Maßen vorzubereiten.
Ein Sportereignis wie unser „Mary Mediatrix Grace of All BEC Village – Summer Sport Games 2015“ schreit natürlich geradezu nach einer Parade. Daher gab es einen 2-stündigen Marsch durch die ganze Stadt – und das mit einer Zuglänge von beinahe 1 km, denn niemand wollte dabei fehlen.
Anschließend eine Fahnen-Parade und Show-Einlagen der Cheerleader und Fans und dann natürlich die Wettkämpfe in Basketball – DER Breitensport auf den Philippinen – und natürlich auch Volleyball.
Anschließend eine Fahnen-Parade und Show-Einlagen der Cheerleader und Fans und dann natürlich die Wettkämpfe in Basketball – DER Breitensport auf den Philippinen – und natürlich auch Volleyball.
Und wer mich kennt, weiß, dass ich bei Volleyball nicht zu halten bin und NATÜRLICH habe ich mit einer eigenen Mannschaft außer Konkurrenz an den Spielen teilgenommen – und NATÜRLICH ging das bei mir wie üblich nicht ohne ein „paar Kratzer“; gehört dazu und den Spaß war es auf jeden Fall wert!
Die Finali werden 2 Wochen später ausgetragen – am Hauptplatz von Burauen! Das haben wir unserem Bauingenieur, Eng. David Alcober zu verdanken, der im Gemeinderat sitzt und nicht nur für die baulichen Ausführungen verantwortlich ist, sondern auch alles dafür tut, dass unser Programm in der Stadt positiv wahrgenommen wird.
Warum ist das sooo wichtig? Sport ist unheimlich wichtig für den Aufbau einer Gesellschaft – wie in einer Keimzelle in einem Labor entstehen dieselben Konstellationen, wie im „wahren Leben“ auf spielerische Art und Weise und abseits des täglichen Stresses, Arbeit zu finden und die Familie zu ernähren. Sport schafft Selbstbewusstsein und gerade die Parade und der gemeinsame Auftritt am Hauptplatz bedeuten auch, dass sich unsere Junggemeinde in der Stadt präsentieren kann und sich auf breiterer Basis Anerkennung erarbeiten kann. Und genau das ist es, was SONNE-International auch in anderen Projekten mit Sport anstrebt!
Ach ja, warum 14 Tage Pause bis zum Finale? Ganz einfach: einer der Nationalhelden der Philippinen; Manny Pacquiao boxt gegen Floyd Mayweather um Weltmeistertitel dreier verschiedener Verbände – und das geht nun mal vor! Sport rules everything…
Aber auch arbeitsmäßig haben wir wieder einige entscheidende Fortschritte gemacht. Dabei seien insbesondere die Beschlüsse inklusive Entwicklung dreier Trainings für unsere Siedler zu nennen. Diese Trainings sind:
- „Erste Hilfe“ Kurs für je eine/n Freiwilligen je Haus-Cluster (7 Häuser) plus 3 Teilnehmer aus der Jugendorganisation = 25 TeilnehmerInnen.
- „Hygiene-Promotion“ Kurs für je eine/n Freiwilligen je Haus-Cluster plus 3 Teilnehmer aus der Jugendorganisation = 25 TeilnehmerInnen.
- „Mülltrennung und -entsorgung bzw. Abfallwirtschaft“ Kurs für je eine/n Freiwilligen je Haus-Cluster plus 3 Teilnehmer aus der Jugendorganisation = 25 TeilnehmerInnen.
UND natürlich nicht zuletzt unser „heißer Ofen“! Nein, nein – ausnahmsweise kein Motorrad, sondern ein raucharmer Herd zum Kochen und Backen. Er verbraucht deutlich weniger Feuerholz als die herkömmlichen Feuerstellen der Siedler und schützt die KöchInnen vor ungesundem Rauch, der zu schweren Augen- und Atemwegserkrankungen führen kann.
Ein solcher Ofen war von SONNE-International von Anfang an geplant. Was aber nicht geplant war, ist, dass wir ihn nicht durch eine externe Werkstatt fertigen lassen, sondern unseren eigenen Betrieb hier in der Siedlung gründen, in dem er hergestellt werden soll. Dazu bilden wir einige Leute aus unserem Dorf aus, die in weiterer Folge eigenständig eine Werkstatt führen werden – natürlich mit Hilfe von uns und unserem Partner LASAC. Das ist eine große Herausforderung für alle und hat schließlich dazu geführt, dass ich meinen Aufenthalt um 2 -3 Wochen verlängern werde, um möglichst viel meines Wissens über Fertigung- und Betriebstechnik zu vermitteln, denn nicht zuletzt stammen Entwicklung und Konstruktion dieses Ofens aus meiner Hand bzw. aus meinem Hirn.
Erfreulich und wichtig für das weitere Bestehen dieser Werkstatt ist, unter anderem, das große Interesse an unserem Ofen – und nicht nur in der Siedlung sondern auch bei privaten Haushalten in Burauen und bei anderen Organisationen, die ähnlich Projekte in der Region betreiben und die Notwendigkeit eines solchen raucharmen Ofens erkannt haben. Immerhin haben uns bereits zwei große internationale NGOs besucht und ihr Interesse an unserem „Produkt“ bekundet.
Wir arbeiten derzeit bereits auf der einen Seite an einem Businessplan mit allen Details wie Registrierung eines Unternehmens, Rücklagendeckung, Rentensicherung und auf der anderen Seite an der Betriebseinrichtung mit allen Maschinen, Werkzeugen und Arbeitsschutzeinrichtungen. Und es macht ungeheuer Freude zu erleben, wie alle an einem Strang ziehen.
Zugegeben, der „Erlkönig“ (siehe Foto) ist noch keine Schönheit und auch technisch werden wir noch ein paar Kleinigkeiten adaptieren, um ein möglichst kundenfreundliches Handling zu gewährleisten, aber das sind nur mehr Kleinigkeiten, denn eigentlich funktioniert der Ofen hervorragend und versorgt uns schon mit allerbestem Essen – auch dank B.B. unserer Chefköchin! Und darauf kommt´s bei einem Herd ja am Meisten an, oder?