Wie die SONNE nach Bangladesch kam – und blieb
„Es gibt wohl kein anderes Land auf der Erde, das mich sofort nach meiner Ankunft derart in seinen Bann gezogen hat.“ berichtet Erfried Malle, Gründer und Obmann von SONNE-International über das erste Projektland unserer Hilfsorganisation.
Eindrücklich und unvergesslich
Die ehemalige Kornkammer Asiens, wie Bangladesch noch Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde, war 1986 bereits zu einem der allerärmsten Länder der Welt verkommen und augenscheinlich in der Vergangenheit stecken geblieben. Nirgendwo sonst auf der Erde konnte man ähnliche Erfahrungen machen wie in Bangladesch, in dem es praktisch keinen Tourismus gab. Jeder Reisende wurde bei seiner Ankunft sofort um Jahrzehnte in der Geschichte zurückversetzt, Infrastruktur war in den 80er Jahren kaum vorhanden. Der Brahmaputra war zu einer schwarzen, ölhaltigen, giftigen Kloake verkommen, die Luft konnte man aufgrund der Millionen Moped-Rikschas kaum mehr als eine Woche aushalten, ohne eine Sinusitis zu bekommen, und die fehlende Elektrizität zwang einen, schon bald nach Einbruch der Dunkelheit schlafen zu gehen.
Wer schon einmal eine Reise nach Bangladesch unternommen hat, wird mir zustimmen, dass es kein anderes Land auf Erden gibt, in dem man so intensive Sinneseindrücke erleben kann wie dort. Das ist wohl hauptsächlich auf die 160 Millionen Menschen zurückzuführen, die sich auf einer Fläche drängen, die gerade einmal doppelt so groß wie Österreich ist.
Erfried unterwegs mit Sharif. Der junge Mann wurde als 10-jähriger Teeverkäufer von einem Zug überrollt und verlor beide Beine. Durch SONNE kann er mit einer Telefonzentrale ein selbstständiges Einkommen erwirtschaften.
Immer wieder eine Zeitreise
Als ich das erste Mal als 20-jähriger Rucksacktourist 1986 am Flughafen von Dhaka ankam, wurde ich von dem pulsierenden, lärmenden Tohuwabohu nahezu erschlagen, denn egal wo ich unterwegs war, überall drängten sich Menschenmassen. Schon damals war Bangladesch zwanzigmal dichter besiedelt als Österreich. Die daraus resultierenden Gerüche des menschlichen Zusammenlebens, die mich immer wieder nach Luft ringen ließen, und das unaufhörliche Geklingel der Rikscha-City, wie Dhaka damals genannt wurde, begleiteten mich bis tief in die Nacht hinein, bevor ich auf meiner besudelten Hotelmatratze nahe des Hauptbahnhofs endlich Schlaf fand.
Was Anfang der 2000er Jahre für Erfried noch nicht einmal im Traum vorstellbar war, wurde bald Realität. Die feierliche Eröffnung einer SONNE-Schule – Wie hier in Alikadam.
Eine ernüchternde Rückkehr
Trotzdem zog es mich in den darauffolgenden Jahren immer wieder zurück in dieses beeindruckende, außergewöhnliche Land. Daher war ich durchaus zufrieden, als ich zehn Jahre später beruflich regelmäßig nach Bangladesch reisen musste, um für einen Wiener EZA-Verein einkommensschaffende Projekte umzusetzen. Ja, ich sage ganz bewusst „musste“, denn niemand außer mir wollte freiwillig dieses sehr spezielle Projektland als Referent betreuen. Mir war es nur recht, denn ich liebte das Gefühl, sofort nach Ankunft am Flughafen um Jahrzehnte zurückversetzt zu werden, von Anfang an.
Nachdem ich diesen Job als Projektreferent an den Nagel gehängt und Arbeit in der Softwarebranche gefunden hatte, reiste ich 2001 nach längerer Pause wieder nach Bangladesch, um meine ehemaligen Freunde und die von mir initiierten Projekte zu besuchen. Ich war sehr glücklich, nach mehr als zwei Jahren auf dem komplett verrauchten und überfüllten Flughafen in Dhaka angekommen zu sein. Es wimmelte nur so von Menschen, die als Pilger gerade aus Mekka nach Dhaka zurückgereist waren. Nach einem einstündigen Kampf am Gepäckausgabegürtel konnte ich endlich das Flughafengebäude verlassen, wo schon meine Freunde auf mich warteten.
Nach dem ersten Projektbesuchstag war ich dann allerdings zutiefst frustriert, als ich am Abend ins Hotel zurückkehrte. Es war passiert, was ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt hatte: All die von mir aufgebauten Projekte waren beendet worden. Die Werkstätten waren geschlossen und das Personal verschwunden.
Die Dinge selbst in die Hand zu nehmen war schließlich das Rezept zur nachhaltig erfolgreichen Geschichte von SONN-International. Aber ohne unser verlässlichen und engagierten SONNE-Teams vor Ort wäre dieser Erfolg nicht möglich. Aheyrung Tripura ist Lehrerinnen in Bangladesch und Sie unterrichtet bei uns bereits seit 2004.
Was war geschehen ?
Auf meine Frage, was denn los sei, sagte mein Kollege einfach nur: „Seit deiner letzten Abreise hat sich niemand mehr um uns gekümmert.“
Diesen Zustand fand ich unbeschreiblich traurig und in mir entstand sofort der Wunsch, es möglichst bald besser zu machen – und zwar auf eigene Faust!
Und plötzlich wusste ich was zu tun war.
So gesehen kam dieser Tag dann doch noch zu einem positiven Abschluss. Ich hatte einen wichtigen Grund gefunden, in Kürze wieder nach Bangladesch zurückzukommen. 2002 wurde SONNE-International gegründet. Das erste Projekt war eine Gesundheitsstation für Slumbewohner in Dhaka. Danach konnten wir eine Schule nach der anderen eröffnen und Dank der großartigen Unterstützung unserer Community und unserer Projektpartner bereits 1000 enden Kindern Zugang zu Schulbildung ermöglichen. Aber das ist eine andere Geschichte …..
Gernot Frank (rechts), ehemaliger RED CHAIRity Repräsentant von XXX-LUTZ. Seinem persönlichen Engagement, seinem Wohlwollen und seinem Weitblick verdanken wir, dass in Bangladesch seit 2014 mehr als 1500 verarmte Kinder ethnischer Minderheiten kontinuierlich eine Volksschule besuchen und dass es unsere Organisation noch gibt. Ein ganz besonders großes DANKE, lieber Gernot!
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