Wie die SONNE nach Myanmar kam – und blieb
Angesichts der tragischen politischen Entwicklungen, die zehn Jahre einer vorsichtigen Demokratisierung im Land der goldenen Pagoden zu einem abrupten Ende gebracht haben, fällt es SONNE-Obmann Erfried Malle schwer, sich an so schöne Zeiten wie die Anfänge unserer ersten Aktivitäten in Myanmar zurückzuerinnern.
Am Anfang hatte wir keine Idee
Als Susanne (Susanne Prügger, SONNE-Mitbegründerin) und ich 2008 das erste Mal nach Myanmar flogen, kurz nachdem der Zyklon Nargis zigtausende Todesopfer im Irrawaddy-Delta gefordert hatte, hatten wir noch keine Idee davon, in welche Richtung unser zukünftiges Engagement vor Ort gehen sollte.
Wir hatten bei der Ankunft auf dem Flughafen von Yangon lediglich die Adresse einer Burmesin im Handgepäck, von der wir in Österreich gehört hatten, dass sie sich mit großer Leidenschaft um arme Kinder kümmerte, wo immer sie sich auch befand. Das hatte unser Interesse geweckt.
San San Hla (rechts )und ihre Schwester Thander (links)
San San eroberte unser Herz im Sturm
Als wir die Zollabfertigung des Flughafens durchschritten, warteten San San (San San Hla, heute SONNE-Repräsentantin in Myanmar) und ihre jüngere Schwester Thander mit Blumen in den Händen und begrüßten uns herzlich. Das war für mich der Inbegriff burmesischer Gastfreundschaft.
Und so sollte es auch in all den Jahren, wenn ich nach Yangon flog, bleiben. Damals war San San noch als Reiseleiterin für eine deutsche Urlaubsagentur im Einsatz und betreute deutschsprachige Touristengruppen. Sie sprach daher ein recht passables Deutsch und wir verstanden uns vom ersten Moment an bestens. Ihr offenes Wesen, ihr zurückhaltendes Lächeln und ihre freundliche Fürsorglichkeit eroberten sofort Susannes, aber auch mein Herz.
Damals wie heute
Damals standen noch die Militärs an der Staatsspitze und es war sehr ruhig im Land. An allen Ecken und Enden gab es Kontrollen und die Angst vor Bespitzelung war unter der Bevölkerung sehr ausgeprägt. Trotzdem fühlten wir uns von Anfang an wohl in Myanmar.
Schon immer hatten die Burmesen den Ruf eines friedvollen, bedächtigen Volkes – das leider viel zu zurückhaltend in den Äußerungen seiner eigenen Bedürfnisse war. Heute ist das anders! Wir bereisten auch sehr abgelegene Gebiete, in denen die Armut augenscheinlich besonders groß war. Im Überschwemmungsgebiet des Irrawaddy-Deltas südlich von Yangon, aber auch in den Vorstadtslums der Großstädte fehlte es den meisten Menschen an ausreichend gesundem Essen, sauberem Trinkwasser sowie an medizinischer Grundversorgung.
Die hygienisch katastrophalen und gesundheitsgefährdenden Lebensumstände in den Slums.
Zähe Verhandlungen prägten den Start unseres Engagements in Myanmar
Kein einfaches Unterfangen
Gute Schulmöglichkeiten gab es für die meisten Kinder ebenfalls nicht. Es gab also genug für die SONNE zu tun. Im Zuge unserer Fact Finding Mission besuchten wir unter anderem mehrere lokale NGOs und sahen uns deren Projekte an. Schließlich landeten wir bei der Rattana Metta Organization (RMO), einer Organisation, die sich vor allem um das Wohlergehen von Straßenkindern in Yangon kümmerte.
Nach mehreren Treffen und Arbeitsgesprächen begannen wir schließlich 2009 mit unserem ersten Straßenkinderprojekt. Die Kinder erhielten Unterkunft, Verpflegung und auch eine handwerkliche Ausbildung. So gut die Jugendlichen von der Organisation auch betreut wurden, so schnell wurde San San unzufrieden, denn RMO verrechnete uns für ihre Leistungen sehr hohe Kosten.
Das war langfristig gesehen auch der Hauptgrund dafür, warum wir uns Jahre später dazu durchrangen, eine eigene lokale Tochterorganisation ins Leben zu rufen. Das war kein einfaches Unterfangen! San San liebte es zwar, Kindern zu helfen und ihre Not zu lindern, aber sie hatte keine Ahnung davon, wie man eine Organisation auf die Beine stellt.
In strenger militärischer Art
Dafür brachte unser lokaler Mitarbeiter Win Thein, ein ehemaliger Soldat und ausgewiesener Experte für Straßen- und Gefängniskinder, die große Vision mit. Er war ein richtig hemdsärmeliger Typ.
Als ehemaliger Leiter eines Kindergefängnisses konnte er uns Zugang zu solchen Institutionen verschaffen und dank ihm wurde es uns erlaubt, Gefängniskinder zu unterstützen. Win Thein baute unsere SONNE Social Organization (SSO) mit großem Enthusiasmus auf.
Allerdings missfiel den meisten Mitarbeitern sein strenger militärischer Führungsstil, sodass wir Win Thein 2019 in den wohlverdienten vorzeitigen Ruhestand entsenden mussten. Leider haben sich unsere Wege seit damals nicht mehr gekreuzt, worüber ich sehr traurig bin.
Betreuung, Unterricht und medizinische Grundversorgung in den vier SONNE-Straßenkinderzentren – mittlerweile läuft alles wie geschmiert.
Die Zukunft steht in den Sternen
Wenn Sie diese Zeilen lesen, hoffe ich sehr, dass sich die politische Lage in Myanmar wieder wesentlich verbessert und die kriegerische Gewalt durch die Militärs ein Ende gefunden hat. San San und ihr enthusiastisches Team sollen die Verteilung von Hilfspaketen an Bedürftige und die Organisation der Straßenkinderprojekte nie mehr in mit Sandsäcken verbarrikadierten Zimmern organisieren müssen, so wie das im Frühling 2021 der Fall war!
Wir werden uns auf jeden Fall weiterhin mit all unseren Kräften dafür einsetzen, dass bedürftige Kinder und Familien in Myanmar ein Leben in Würde führen können.
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