Wenn sich die Kinder freuen, dann freue ich mich auch!
San San Hla ist Vorsitzende von SONNE Social Organisation (SSO) in Myanmar. Seit 2008 begleitet sie unsere Arbeit mit ihrer unvergleichlichen Herzlichkeit und ihrem Engagement. Hier ist ihre Geschichte …
Die Myanmar-Kärnten-Connection
Erfried Malle und Susanne Prügger habe ich über meinen Schwager, einen Kärntner, kennengelernt. Als sie Myanmar besuchten, hatte ich die Gelegenheit, ihnen viel über die Probleme im Land zu erzählen und ihnen bedürftige Kinder, zum Beispiel Straßenkinder, Waisenkinder und arme kleine Nonnen (meist elternlose Mädchen, die in einem Nonnenkloster unterrichtet und beherbergt werden) sowie ein Dorf im Trockengebiet zu zeigen.
Das Leben im Dorf Tanaungzin (in der Trockenregion südlich von Pagan gelegen) ist extrem hart. Das karge Land kann die Kleinbauern kaum ernähren, es gibt im Dorf weder Trinkwasser noch Strom. Daher gelang es mir recht bald, Susanne und Erfried davon zu überzeugen, ein Hilfsprojekt genau in diesem Dorf zu starten.
Allerdings bekamen wir von den Behörden nicht die Erlaubnis dazu, weil SONNE keine in Myanmar registrierte NGO war. Da es sehr schwierig ist, in unserem Land eine NGO zu gründen, mussten wir 2008 eine Zusammenarbeit mit der in Myanmar registrierten Organisation RMO (Rattana Metta Organization) eingehen, um uns für die Straßenkinder einsetzen zu können.
San San in einer Besprechung mit dem SONNE-Team der Gründerzeit
Reiseleiterin und Entwicklungshelferin
Damals war ich bereits Vertreterin von SONNE-International in Myanmar. Hauptberuflich arbeitete ich zu dieser Zeit als Reiseleiterin und erzählte all meinen Touristen über die katastrophalen Lebensumstände unserer Straßenkinder. Bei RMO habe ich viel über die NGO-Arbeit erfahren und schließlich Win Thein, einen pensionierten Armeeoffizier, kennengelernt.
Obwohl die Zusammenarbeit mit Rattana Metta durchaus erfolgreich war, beschlossen wir doch, uns als eigene NGO in Myanmar registrieren zu lassen, um Kosten zu sparen und unsere eigenen Vorstellungen zur Unterstützung von bedürftigen und benachteiligten Kindern besser verwirklichen zu können. Win Thein, der noch immer ausgezeichnete Kontakte zu den Behörden hatte, räumte uns viele Schwierigkeiten aus dem Weg und ermöglichte so die Gründung von SSO Myanmar, unserer eigenen Organisation.
Ein von allen sehnsüchtig erwartetes Ereignis war die Eröffnung unseres Straßenkinder-Förderzentrums im Oktober 2019, das uns seither vielfältige Aktivitäten zur Förderung der Kinder aus den Armutssiedlungen Yangons ermöglicht.
Der Traum von der eigenen SONNE-Schule
Das war ein riesiger Schritt vorwärts, denn nun bekamen wir die Erlaubnis, selbst Straßenkinder- und Gefängniskinderprojekte zu realisieren. Neben diesen Aktivitäten unterstützten wir den Bau und mehrere Jahre lang auch den Betrieb einer SONNE-Schule.
Zusätzlich zu den drei Tagesbetreuungsstätten, in denen wir uns um Straßenkinder kümmern, können wir gefährdeten Kindern und Jugendlichen mittlerweile Sporttraining und Berufsausbildung anbieten. Außerdem stehen all diesen Kindern sowie deren Familien unsere mobilen Gesundheitscamps zur Verfügung. Bei schwereren Erkrankungen und Notfällen können wir auf einen medizinischen Notfallfonds zurückgreifen.
San San (in rot) – stolz in der Mitte ihres Teams von SSO Myanmar, vor dem brandneuen Straßenkinder-Förderzentrums.
Bildung statt Müll sammeln
Eines unserer ganz zentralen Anliegen ist, diesen Mädchen und Buben durch gezielte Förderung und Unterstützung den Besuch einer staatlichen Schule zu ermöglichen. Zusätzlich müssen unsere SozialarbeiterInnen häufig zuerst einmal Geburtsurkunden für diese Kinder besorgen, von denen der Großteil in ärmlichen Hütten, fernab von Ärzten oder Krankenhäusern, zur Welt gekommen ist.
Die meisten Kinder hier sammeln Müll, Plastikflaschen und andere gebrauchte Waren auf den Straßen und verkaufen diese dann wieder. So tragen sie zum Haushaltseinkommen bei. Deshalb schicken die Eltern ihre Kinder häufig nicht zur Schule. Wir müssen oft lange auf die Eltern einreden, bevor sie den Wert von Bildung erkennen. Wenn wir ihnen irgendeine Art von Unterstützung anbieten können, zum Beispiel Gratismahlzeiten für die Kinder, dann ist es einfacher.
Die Lebenswelt der Straßenkinder von Yangon – Müll sammeln statt Schulbesuch
Verteilung von Hygieneartikeln und Lebensmitteln – der SONNE-Notfallfonds
Derzeit (Stand November 2021) ist die Situation in Myanmar sehr instabil. Seit mehr als einem Jahr zwingt uns Covid-19, unsere Betreuungseinrichtungen immer wieder zu schließen und im Moment bereiten die politischen Umwälzungen den Menschen viele zusätzliche Probleme.
Wir verteilen Hilfspakete mit Hygieneartikeln und Nahrungsmitteln und versuchen, unsere Kinder so gut wie möglich zu Hause zu versorgen und zu betreuen. Natürlich hoffen wir alle sehnsüchtig darauf, dass sich die Lage so bald wie möglich beruhigt und wir unsere bewährten Einrichtungen wieder ungestört betreiben können.
Wenn die Kinder traurig sind, bricht mir das Herz, wenn sie sich freuen, dann freue ich mich mit ihnen! Alleine, ohne Ihre Unterstützung, könnte ich gar nichts für sie tun!
Dank des SONNE-Notfallfonds können wir regelmäßig Lebensmittel an die ärmsten Familien in den Slums von Yangon verteilen
Die langfristige Absicherung unserer Projekte ist unser wichtigstes Ziel
Es ist äußerst schwierig, Projekte langfristig am Laufen zu halten. Großspender finanzieren normalerweise nur den Start eines Projektes, im Durchschnitt etwa zwei Jahre lang. Wenn wir danach keine Spenden mehr bekommen, müssen wir unsere Tagesbetreuungsstätten, unser Förderzentrum und die Berufsausbildung einstellen und die Kinder sind gezwungen, wieder auf der Straße zu arbeiten.
Wir brauchen dringend LANGFRISTIGE Förderer, um unsere SSO-Einrichtungen auf Dauer offenhalten zu können! Derzeit werden etwa 500 Kinder von uns betreut. Ihr Leben verändert sich dank der Freigiebigkeit unserer SpenderInnen und des hingebungsvollen Einsatzes unserer MitarbeiterInnen auf beinahe unglaubliche Weise zum Besseren! Ich bin allen Förderern, Spendern und Mitarbeitern sehr, sehr dankbar. Gemeinsam geben wir unser Bestes für die Kinder von Myanmar.
Mein größter Wunsch ist, in Kooperation mit SONNE-International unsere Straßenkinderzentren, Ausbildungsstätten sowie alle anderen Aktivitäten noch möglichst lange weiterführen zu können. Im Laufe unserer bald 14jährigen Zusammenarbeit haben wir gemeinsam viel geschaffen und zahlreiche Verbesserungen erzielt!
Vielen, vielen Dank für die großartige Unterstützung!
Im Namen aller von SSO Myanmar betreuten Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien möchte ich Ihnen noch einmal herzlich für Ihre Hilfe danken und alles Gute für die Zukunft wünschen!